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18.06.2024

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Filmtipp: Sold City

Zweiteilige Dokumentation zur Entwicklung des Wohnungsmarkts


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Eines der prominentesten Beispiele für den Kampf gegen den Ausverkauf der Städte ist die Initiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen, die sich seit 2018 für eine Vergesellschaftung der Bestände großer Wohnungsunternehmen einsetzt. Dass dies grundsätzlich möglich ist, erklärte die vom Berliner Senat beauftragte Expert*innenkomission im Juni 2023.

Wie langwierig und zermürbend die Proteste gegen steigende Mieten und Privatisierung von Wohnraum sind, zeigt die zweiteilige Dokumentation „Sold City. Wenn Wohnen zur Ware wird“ von Leslie Franke und Herdolor Lorenz. Unter dem Titel „Der marktgerechte Mieter“ knüpfen die Filmemacher*innen an ebenfalls von ihnen produzierte Reihen an: Nach „Der marktgerechte Patient“ und „Der marktgerechte Mensch“ ist es die dritte Dokumentation, die sich den Auswirkungen des liberalen Markts auf die Gesellschaft widmet. Der erste Teil „Eigentum statt Menschenrecht“ beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Umwandlung von Wohnraum in Konzerneigentum, während der zweite Teil „Enteignung statt Miete für die Rendite“ vor allem die großen Wohnkonzerne wie Akelius und die Initiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen näher in den Blick nimmt.

Im Vergleich zur Dokumentation „Capital B“, die ähnliche Themen behandelt und in Teilen recht effekthascherisch daherkommt, bleibt „Sold City“ in seiner Machart erfrischend unaufgeregt. Die zahlreichen Betroffenen und Protestierenden in Berlin, Hamburg, Köln, München und auch London kommen ausführlich zu Wort und werden über längere Zeiträume begleitet. Expert*innen wie Stadtsoziologe Andrej Holm oder die britische Buchautorin und Dozentin Anna Minton erläutern die größeren Zusammenhänge.

Aber auch die andere Seite wird gezeigt. Aus unternehmerischer Perspektive berichtet etwa Roger Akelius (Akelius Residential Property). Seine Aussagen sind ebenso deprimierend wie die Schilderungen der Betroffenen, die mithilfe unmenschlicher Methoden aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Doch die Dokumentation hat auch zwei Positivbeispiele parat. So kehrt der Glaube ans Gute zurück, wenn Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erläutert, dass Wohnen nicht dem Markt überlassen werden dürfe. Interessant ist außerdem der Blick nach Singapur, einem Stadtstaat, in dem 86 Prozent im kommunalen Wohnungsbau leben. Dazu passt die Aussage der Filmemacher*innen, die es als Aufgabe des Films verstehen, „die blind machende Angst der Bedrohten zu durchbrechen und Strukturen vor Augen zu führen, die sehender und handlungsfähiger machen.“

Text: Dorit Schneider-Maas

Sold City – Wenn Wohnen zur Ware wird

Leslie Franke und Herdolor Lorenz
Deutschland, 2024
Deutsch, teilweise mit Untertiteln
Beide Teile je 102 Minuten

Die Dokumentation feierte am 2. Juni 2024 Premiere. Weitere Vorführungen sind deutschlandweit und in Österreich an verschiedenen Orten geplant. Zudem können die beiden Teile von Sold City für 16 Euro hier heruntergeladen werden.


Zum Thema:

sold-city.org


Kommentare

6

Hans- Jacob Heidenreich | 19.06.2024 15:10 Uhr

@ 5 Max

2015 bis ca. 2020 sind noch sehr viele teure Eigentumswohnungen gebaut worde (Z.B. "Europacity" in Berlin) die den Menschen, die um günstige Wohnungen Zwangskonkurrieren, nicht helfen. In dieser zeit sind auch sehr viele Sozialwohnungen aus der Bindung gefallen die nicht in adäquater Zahl ersetzt werden in der Regel, und die grosse Zahl von Umwandlungen führt zu Leerstand oder Vermietungen via "luxusmöbliert"/"AirBnB". Die Zahlen von Wohnungslosen und Obdachlosen (in Berlin wohl 40.000 bzw. 4.000) Menschen steigen rapide. 2024 werden wohl 300.000 Neuzugänge erwartet die mit Wohnungen versorgt werden müssen zzgl. einer nicht bekannten Anzahl von Flüchtlingen aus der Ukraine, und da sowohl privat kaum noch und öffentlich viel zu wenige Wohnungen gebaut werden eskaliert die Situation. Dies zu erkennen ist sehr einfach.

5

Max | 19.06.2024 09:51 Uhr

@3 So einfach ist es nicht.

Seit 2015 sind ca. 2,5 Mio Wohnungen in Deutschland gebaut worden. Die Einwohnerzahl Deutschlands (alle hier gemeldeten Personen) lag 2015 bei 82,2 Mio., heute liegt sie bi 84,7 Mio. Das macht einen Zuwachs von 2,5 Mio Menschen. Der Abriss an der einene Stelle ist jetzt nicht eingerechnet aber auch der Leerstand an anderer Stelle nicht.

Ich lasse das jetzt mal so stehen, ohne politische Diskussionen vom Zaun zu brechen, die in den Kommentarspalten des Internets ohnehin zu nichts führen.
*Alle Zahlen vom statistischen Bundesamt.

4

Leipziger | 19.06.2024 09:49 Uhr

Eat the Rich

Gute Dokus, Danke für euern Beitrag!

3

Hans-Jacob Heidenreich | 19.06.2024 01:15 Uhr

Es ist eigentlich ganz einfach

Wenn, wie seit 2015, im Wesentlichen unter Missachtung von Art. 16a GG, ca. drei Millionen Menschen in die deutschen Sozialsysteme einwandern und auf dem Wohnungsmarkt u.a. via kommunalem Anschlussunterbringungszwang priorisiert untergebracht werden müssen, aber nicht annähernd zwei Millionen Wohnungen gebaut wurden, und wenn weiterhin ca. 300.000 Menschen per Anno in die Sozialsysteme einwandern, aber keine 100.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, bricht der Wohnungs"markt" ebenso zusammen wie die Sozialsysteme irgendwann. Dazu kommen Hochzinsen, Enteignungsphantasien, Mietpreisdeckel (durch die keine einzige Wohnung mehr entsteht) sowie irrsinnige Sanierungszwänge (durch die ebenfalls keine einzige Wohnung mehr entsteht) die den privaten Wohnungsbau erliegen lassen.

Dies zu erkennen ist schwer, könnte aber zu Lösungsansätzen führen.

2

arcseyler | 18.06.2024 18:55 Uhr

......

Wenn der Merkeldauerboom jetzt sein Ende findet, wird auch die Attraktivität unserer Ballungsräume im globalen Maßstab nachlassen und der Wohnungsmarkt sich so entspannen, wie seinerzeit beim Zusammenbruch der DDR. Zurück zur Normalität oder etwas tiefer. Gebäude halten nämlich länger als Konjunkturen.

1

Architekt | 18.06.2024 17:23 Uhr

Die unsichtbare Hand

regelt nicht die gebaute Umwelt, zumindest nicht für die meisten Menschen. Das tun Politiker, gute wie schlechte. Die angebliche Selbstregulierung des Marktes, hat es den Politikern lediglich einige Jahrzentelang erlaubt nichts oder viel zu wenig zu tun. Es werden Architekten in der Politik vermisst. Wenn man diese Aufgabe den Lehrern, Bankkaufleuten und Juristen überlässt, kommt soetwas heraus.

 
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