Der Santa Monica Boulevard in Los Angeles ist seit jeher durch Autoverkehr geprägt. Gewohnt wird meist erst ab der zweiten Reihe. Doch nun sind direkt an der Straße zwei Apartmentanlagen für Mitarbeitende und Studierende der nahegelegenen Universität entstanden.
Von Oliver G. Hamm
Als letzter Abschnitt der berühmten Route 66, die Chicago mit Los Angeles und dem Pazifischen Ozean verband, ist der bis zu sechsspurige Santa Monica Boulevard heute vor allem eine innerstädtische Verkehrsader, die die City mit Hollywood, Beverly Hills und Santa Monica verknüpft. Traditionell entstanden an solchen Schneisen in den USA Läden, Malls, Restaurants, Motels und natürlich auch Autohäuser. Gewohnt wird in den angrenzenden Stadtvierteln – so auch im Stadtteil West LA, der durch eine dichte, ein- bis zweigeschossige Bebauung auf schmalen, tiefen Grundstücken geprägt ist und kaum öffentliche Räume bietet.
In dieser Umgebung entstanden auf zwei ehemals von Autohändlern genutzten Grundstücken zwei kompakte Wohnanlagen mit 147 bzw. 153 Apartments, jeweils angeordnet über einem kommerziell genutzten Erdgeschoss. Die Pläne kamen von Lorcan O’Herlihy Architects (LOHA) aus Los Angeles, Auftraggeber war die CIM Group, die beide Wohnanlagen bereits 2021 an die nahegelegene University of California, Los Angeles (UCLA) verkauft hat. Denn diese muss aufgrund der hohen Mieten inzwischen nicht nur Wohnraum für Studierende schaffen, sondern auch für Mitarbeiter*innen. Die Bruttobaukosten lagen bei umgerechnet 3.050 bzw. 4.000 Dollar pro Quadratmeter.
Um Wohnhäuser dieser am Santa Monica Boulevard nie zuvor realisierten Dichte und Größenordnung errichten zu können, mussten die Architekt*innen Auflagen für den Freiraum erfüllen. So erweitern Einschnitte in die Grundkubatur den öffentlichen Raum und ein Innenhof in beiden Bauten bietet halböffentliche Freiflächen für die Bewohner*innen.
Die 147 Apartments der fünfgeschossigen Anlage Westgate 1515 sind zwischen 56 und 121 Quadratmeter groß und jeweils mit einem Wohnraum inklusive offener Küche sowie ein oder zwei Schlafräumen ausgestattet. Zusätzlich stehen Co-Working-Plätze, ein Fitness-Center, ein Klubhaus und ein Swimmingpool zur Verfügung. Die Erschließung erfolgt über umlaufende Mittelflure, die zwischen den einzelnen Trakten mit Stegen verbunden sind. Der Großteil der Apartments ist als Maisonette organisiert und umfasst eine Loggia. Während die Fassade entlang des Santa Monica Boulevards unregelmäßig auf- und abschwingt und mit den in weißem Gipsputz gefassten Loggien das Bild prägt, sind die Seitenfassaden und die Einschnitte in die Grundkubatur mit schwarzem Blech verkleidet, das von den tragenden Wänden thermisch entkoppelt ist, um einen Wärmetransfer zu verhindern.
Granville 1500 war von LOHA ursprünglich als kommerzielles Apartmenthaus geplant worden. Weil jedoch das zuvor fertiggestellte Westgate 1515 bei der UCLA großen Anklang fand und der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen in der Nähe des Unicampus hoch ist, erwarb die UCLA auch diesen Baublock, der sich demonstrativ – wie mit ausgebreiteten Armen – zum Santa Monica Boulevard öffnet. Bezahlbar heißt in Los Angeles, dass sich die Mieten hier zwischen monatlich 1.370 Dollar pro Person für ein unmöbliertes Zwei-Schlafzimmer-Apartment bis 2.781 Dollar im möblierten Loft mit zwei Badezimmern bewegen.
Im Kontrast zu den üblichen Apartmenthäusern, meist in sich geschlossene „Wohnsilos“, haben LOHA eine Art „urban village“ mit einzelnen Gebäudetrakten und viel Freiraum dazwischen geplant. Bei Granville 1500 sind es drei unterschiedlich geformte und über schmale Brücken miteinander verbundene Trakte auf einem gemeinsamen Sockel. Die vier mit grauem Metall verkleideten Obergeschosse bergen 153 Wohnungen mit jeweils großem Wohnbereich und offener Küche, ergänzt durch ein oder zwei Schlafzimmer.
Das Projekt umfasst 29.013 Quadratmeter Nutzfläche (inklusive Läden und flexibel nutzbaren Flächen im Erdgeschoss) plus 1.997 Quadratmeter Freiflächen samt Swimmingpool auf einem zum Boulevard orientierten Platz im ersten Obergeschoss. In den drei ebenerdigen bzw. unterirdischen Parkgeschossen ist ein Bereich für Fahrräder reserviert. Die Solarpaneele auf den Flachdächern sind aus der Fußgängerperspektive nicht sichtbar. Ein schmaler Grünstreifen dient als Puffer zum Verkehr.
Fotos: Here and Now Agency
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