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14.02.2023
Entwicklung der Bergedorfer Innenstadt
Zwei Werkstattverfahren in Hamburg entschieden
Der historische Stadtkern von Hamburg-Bergedorf wird in den nächsten Jahren umfangreich entwickelt. Das Gebiet im äußersten Südosten Hamburgs gilt als ein Hauptzentrum der Hansestadt und hat ein Einzugsbereich von circa 300.000 Menschen – weit über die nahen Landesgrenzen hinaus. In diesem wichtigen Geschäftszentrum sollen die zwei großen Warenhäuser am Bergedorfer Markt und am Sachsentor (beide zuletzt von Karstadt betrieben) und das nicht weniger massive Parkhaus samt Hotel an der Bergedorfer Schloßstraße abgerissen werden. Sie entsprechen laut den privaten Eigentümern nicht mehr den aktuellen und zukünftigen Nutzungsanforderungen und sollen durch kleinteilige Bauten ersetzen werden, die neue gemischte Nutzungen ermöglichen.
Deshalb führten Trei Real Estate (Eigentümerin des Parkhauses samt Hotel) und die beiden Eigentümergesellschaften der Kaufhäuser (die durch Reese Baumanagement vertreten werden) in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Bergedorf im letzten Jahr zwei „nicht-offene, einphasige Werktstattverfahren mit Zwischen- und Endpräsentationen“ durch. Betreut wurden die Verfahren von D & K drost consult (Hamburg), entschieden wurden sie bereits im vergangenem November.
Durch die Lage der drei Bauten innerhalb der historischen Altstadt und an der Fußgängerzone Sachsentor tangieren die Neuplanungen auch die Straßen- und Platzräume entscheidend. Das erste Verfahren wurde deshalb als städtebaulich-freiraumplanerisches Verfahren durchgeführt. Es umfasst den Bereich vom Parkhaus samt Hotel über den sogenannten großen Karstadt am Sachsentor bis zum eigentlichen Platzraum Bergedorfer Markt vor dem sogenannten kleinen Karstadt. Das hochbauliche, zweite Verfahren beschränkte sich auf das Grundstück des kleinen Karstadts am Bergedorfer Markt. Soweit das wenige publizierte Material Rückschlüsse erlaubt, werden sich alle prämierten Projekte mehr oder weniger stark an der historischen Bestandsbebauung orientieren.
Großer Karstadt am Sachsentor und Parkhaus Bergedorfer Schloßstraße
Beim städtebaulich-freiraumplanerischen Verfahren Fokusraum Karstadt am Sachsentor und Parkhaus Bergedorfer Schloßstraße geht es um rund 10.000 Quadratmeter öffentlichen Freiraum und etwa 4.900 Quadratmeter Grundstücksflächen. Als groben Richtwert für die zu realisierende oberirdische Bruttogrundfläche gibt die Auslobung circa 21.000 Quadratmeter an. Während in den Erdgeschossen Gewerbeflächen entstehen sollen, sind darüber Wohnungen vorgesehen, von denen wiederum 35 Prozent als öffentlich geförderte Mietwohnungen projektiert sind.
Neun Teams aus Architekt*innen und Landschaftsarchitekt*innen nahmen an dem Verfahren teil. Im Preisgericht saßen Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing, die Landschaftsarchitektinnen Heike Lorenz und Marianne Mommsen, die Architekt*innen Hille Krause und Finn Warncke (KPW Papay Warncke und Partner), Lars Rosinski vom Bezirksamt Bergedorf, Adrian Braun von Reese, Roelf Pepijn Morshuis (CEO Trei Real Estate) sowie einige Lokalpolitiker. Warncke übernahm den Vorsitz der Jury.
Die Preisrichter*innen entschieden einstimmig, das Planungsgebiet aufzuteilen und nur zwei erste Preise zu vergeben. Den ersten Preis für das Grundstück Karstadt am Sachsentor erhielten Schenk Fleischhaker Architekten (die 2021 bereits eine Vorstudie zu den beiden Bauten des Planungsgebiets erstellt hatten) mit MERA Landschaftsarchitekten. Der erste Preis für das Grundstück Parkhaus Bergedorfer Schloßstraße ging an B99 Architekten mit Bruun & Möllers. Alle ausgezeichneten Büros haben ihren Sitz in Hamburg. Zwei hochbauliche Verfahren zur konkreten Ausgestaltung sollen folgen.
Kleiner Karstadt am Bergedorfer Markt
Am hochbaulichen Verfahren Karstadt am Bergedorfer Markt nahmen sieben Büros teil. Auf dem 2.000 Quadratmeter großen Grundstück sind ebenfalls Einzelhandels- und Gastronomieflächen im Erdgeschoss und Wohnungen auf den oberen Etagen geplant. 6.800 Quadratmeter oberirdische Bruttogrundfläche werden angestrebt. 35 Wohnungen sind projektiert, von denen auch hier wieder 35 Prozent als öffentlich geförderter Mietwohnungsbau gemäß den kommunalen Förderbestimmungen realisiert werden sollen.
In architektonischer Hinsicht forderte das Aufgabenpapier eine „intensive Beschäftigung mit der Frage, ob und wie ein eigenständiger Akzent gesetzt wird, ohne dass dieser wie ein Fremdkörper wirkt“. Im Preisgericht saßen – neben den oben bereits involvierten Braun, Höing und Warncke – unter anderem Oliver Panz vom Bezirksamt Bergedorf, J. C. Gereon Raab von Reese sowie die Architekt*innen Laura Jahnke (B99 Architekten) und Katja-Annika Pahl, die den Vorsitz übernahm. Die Jury vergab drei Preise:
- 1. Preis: Henrik Becker Architekt (Hamburg)
- 2. Preis: Lederer Ragnarsdóttir Architekten (Stuttgart/Berlin)
- 3. Preis: DFZ Architekten (Hamburg)
Henrik Becker setzt auf eine klare Zweiteilung der Baumassen. Zum Bergedorfer Markt hin entsteht ein heller Dreigeschosser, der das regionale Giebelmotiv aufnimmt. Neben dieses eher zurückhaltende Haus möchten die Architekt*innen einen selbstbewussten siebengeschossigen Solitär mit roter Klinkerfassade setzen, so dass zwischen den beiden Bauteilen eine geknickte Gasse entsteht.
Die Jury lobte den „differenzierten städtebaulichen Ansatz“ und die „geschickt gewählte Baumassenverteilung“. Grundsätzlich schien ihr die Höhenentwicklung des Solitärs richtig, sie wurde trotzdem kritisch diskutiert und soll im weiteren Planungsverlauf „dezidiert überprüft“ werden. Laut Juryprotokoll planen die Auftraggeber grundsätzlich, das erstplatzierte Büro zu beauftragen, sofern „kein wichtiger Grund einer Beauftragung entgegensteht“. (gh)
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Kommentare:
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1. Preis „großer Karstadt“ am Sachsentor: Schenk Fleischhaker Architekten mit MERA Landschaftsarchitekten (beide Hamburg)
1. Preis Parkhaus Bergedorfer Schloßstraße: B99 Architekten mit Bruun & Möllers (beide Hamburg)
1. Preis „kleiner Karstadt“ am Bergedorfer Markt: Henrik Becker Architekt (Hamburg)
Planungsgebiet des städtebaulich-freiraumplanerischen Verfahrens mit Parkhaus und „großem“ Karstadt Sachsentor. Direkt westlich anschließend an das Plaungsgebiet liegt der dritte große Baukörper der Innenstadt – der „kleine Karstadt“ südlich des dreieckigen Platzes Bergedorfer Markt.
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