Zu den traditionellen japanischen Sportarten gehören verschiedene Kampftechniken, außerdem Bogenschießen und eine Art Schwertlanzenkampf. Das dreiköpfige Büro von FT Architects aus Tokio hat für zwei dieser Sportrichtungen im Jahr 2013 auf dem Gelände der Kogakuin-Universität neue Übungsstätten fertiggestellt – einen Boxclub und einen Übungsstand zum Bogenschießen.
Obwohl die beiden Gebäude jeweils extrem unterschiedliche Sportarten beherbergen, haben sie einiges gemeinsam. Das könnte vor allem an der Vorgabe der Universität liegen, Baukosten und Aufwand möglichst niedrig zu halten. Dadurch hat sich zum einen die Wahl von Holz aus der Region als auch die Fachwerkkonstruktion ergeben, die in der japanischen Kultur eine lange Tradition hat. Die Architekten haben aus dem normalerweise sehr komplizierten Gerüst ein simpleres Tragwerk konstruiert.
Der zweite Punkt, den sie gemeinsam haben, sind die Abmessungen von 7,20 Meter x 10,80 Meter. Diese sind insofern besonders, als sie in den heiligen Hallen der japanischen Tempel vorzufinden sind. So soll von beiden Gebäuden eine gewisse Inspiration für die Studenten, die dort trainieren, ausgehen.
Der Schießstand für die Bogenschützen ist eine große Halle, die sich nach Süden hin zu einem großen eingezäunten Platz öffnet, auf dem am anderen Ende die Zielscheiben stehen. Hier unterscheidet sich das Tragwerk insofern, als es um einiges filigraner gestaltet ist als im Boxclub, was der Tatsache geschuldet ist, dass beim Bau des Boxclubs Hölzer von ehemals insektenbefallenen Bäumen verwendet wurden.
Dieses Gebäude hat wie der Schießstand eine Öffnung, die aber mit einer großen opaken Fensterfront verkleidet ist, durch die eine gewisse Grundhelligkeit hineinströmen kann. Ansonsten wird in beiden Häusern durch einfache Glühbirnen für Licht gesorgt, die lose zwischen den Balken hängen. (kh)
Fotos: Shigeo Ogawa
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joscic | 25.11.2014 19:08 UhrDachlatten Aesthetik
Nach nochmaliger kritischer Betrachtung und unter Hinzuziehung meines Kollegen C finden wir dieses allseits gelobte Werk eher eine formalistische Spielerei mit traditionell handwerklichen Versatzstücken, die konstruktiv nicht überzeugt. Bei der Bogenschützenhalle wird das filigrane Fachwerk innen zelebriert, der massive, ca. 1m hohe Träger an der offenen Längsseite aber verschämt verkleidet. Die Längs- und Querlatten laufen optisch über die gesamte Länge und Breite der Halle, auch Japanische Zeder müsste aber alle paar Meter gestossen werden, weil die Bäume nun mal nicht in den Himmel wachsen. Die Kleinteiligkeit und dadurch bedingte grosse Oberflächen bieten nicht nur Angriffsflächen für Staub, Faeulnis und Insekten sondern sondern brennen auch gut. Dabei ist das Brandverhalten von großen Querschnitten ja eigentlich gerade ein Vorteil von Holz zB. gegenüber Stahl. Zuguterletzt können wir uns nicht vorstellen, wie man das ganze auf der Baustelle zusammenschraubt, auch wenn die sympathische Frau auf den Fotos es so leicht aussehen lässt. Es ist ja keine Vor-Elementierung möglich, wie bei Dachbindern, sondern alle Teile müssen mehr oder weniger gleichzeitig in Position gebracht werden, bevor sie verbunden werden können.