Das Berliner Büro Francis Kéré Architecture baut nicht nur das Operndorf von Christoph Schlingensief, das demnächst in der Hauptstadt Burkina Fasos teileröffnet werden soll. Im benachbarten Mali zum Beispiel hat Diébédo Francis Kéré gleich zwei Projekte fertig gestellt: das Besucherrestaurant mit Eingangsgebäude und Sportzentrum für den neuen Nationalpark in Bamako sowie das Ausstellungsgebäude „Centre for Earth Architecture“ für das Aga Khan Trust for Culture (AKTC) in Mopti.
Durch ihre klimagerechte Bauweise ähneln die Projekte den bekannten Schulbauten aus Burkina Faso in den Dörfern Gando und Dano. Die aufgeständerte Dachkonstruktion sorgt für eine natürliche Be- und Entlüftung; große, weit auskragende Dächer verschatten die Fassaden und die dahinterliegenden Räume und erzeugen ein angenehmes Raumklima. Wer genauer hinsieht, kann feine Unterschiede zwischen den einzelnen Dachaufbauten aus Bewehrungseisen und Wellblech ausmachen.
Das Restaurant in Bamako steht auf einer Felsformation mit Blick über den Nationalpark; der über 100 Hektar große Park innerhalb eines geschützten Waldreservats wurde anlässlich des 50. Unabhängigkeitstags Malis von der Regierung erneuert und wiedereröffnet. Das Gebäude setzt sich aus vier Kuben zusammen, die unterschiedliche Nutzung beinhalten und die Höhenunterschiede aufnehmen. Von außen mit lokalem Naturstein verkleidet, können die Innenräume durch eine natürliche Isolierung klimatisiert werden. Lediglich im Speisesaal des Restaurants konnte auf den Einsatz eine Klimaanlage nicht verzichtet werden.
Das Besucherzentrum in Mopti hingegen wurde aus gepressten Lehmsteinen, sogenannten BTC Brique de Terre Comprimée, gebaut. Es ergänzt die Tätigkeiten des AKTC in Mopti, Mali, nach der Restaurierung der Moschee und dem Bau eines Kanalisationsystems. Die Gebäude sind klar strukturiert und gliedern sich an die Bestandshöhe, ohne den Blick auf die Moschee zu beeinträchtigen. Das Besucherzentrum ist nach Raumprogramm in drei Einzelgebäude gegliedert, die unter zwei großen Dächern zusammengefasst sind. Durch Öffnungen für Frischluft in den Wänden und Decken kann das Gebäude komplett auf künstliche Ventilation verzichten, erläutern die Architekten. Das „Centre for Earth Architecture“ wurde letztes Jahr fertig gestellt und 2011 in Betrieb genommen – 1,7 Millionen Euro hat der Lehmbau gekostet.
Warum die Gebäude von Kéré in unseren Augen alle sehr ähnlich sind, hat verschiedene Ursachen. Hilfsorganisationen und Institute sehen seine Projekte und wollen „auch so eine Schule wie die in Gando haben“. Sie denken, sie können die Pläne einfach kopieren und Architekturklone in Auftrag geben. So einfach geht es natürlich nicht. „Ich bin kein Supermarkt“, soll der Architekt Roberto Fabbro von AKTC gesagt haben, als er ihn für das Zentrum in Mopti anfragte. Die Werkzeuge, auf die Kéré zurückgreift, sind natürlich aus einer Kiste. Das Bauen bleibt jedoch ein Prozess.
Fotos: Iwan Baan
Zum Thema:
Download der BAUNETZWOCHE#102 „Burkina Faso”
Zum Artikel „40 Grad im Schatten“ auf www.designlines.de
Die Schule in Dano von Francis Kéré im Baunetz Wissen