Das Entwicklungsgebiet Heidestraße in Berlin-Moabit kommt voran. Für einen Teilbereich des unter der Marketingbezeichnung „Europacity“ entwickelten Gebiets unweit des Berliner Hauptbahnhofs wurde jetzt ein nichtanoymer städtebaulicher Planungswettbewerb durchgeführt. Ziel dabei war es, auf der Basis des bestehenden Masterplans – nach einem Wettbewerbsgewinn von KCAP/Astoc/Urban Catalyst – ein gemischt genutztes Wohngebiet zu planen.
Das Teilgrundstück zwischen Heidestraße und Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und gegenüber dem Invalidenfriedhof ist 32.000 Quadratmeter groß und liegt an dem Berliner Stadthafen, der in der Flucht der Kieler Straße neu zu bauen sein wird. Insgesamt sollen auf dem Areal bis zu 80.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche mit rund 500 Wohnungen entstehen. Zudem sollen in dem Gebiet auch Büros, ein Kindergarten, Spielplätze, Straßen, Stadtplätze und Freizeiteinrichtungen realisiert werden. Die „Entwicklung von Architektur“ war ausdrücklich nicht Bestandteil des Wettbewerbs und erfolge in einem zweiten Schritt, teilte der Investor mit. – Unter acht eingeladenen Teilnehmern kürte die Jury unter Vorsitz von Jo Eisele diese Gewinner:
- 1. Preis: André Poitiers, Hamburg
- 1. Preis: Baumschlager Hutter (Dornbirn) und P.arc
- 3. Preis: Astoc Architects and Planners, Köln
- 4. Preis: Bolles + Wilson, Münster
Das Preisgericht empfahl, das Büro André Poitiers mit der Erstellung des Quartiershandbuches zu beauftragen. Darüber hinaus regt das Preisgericht an, die Realisierungsfähigkeit des Entwurfes von Baumschlager + Hutter/P.arc für das Stadthafenquartier Nord zu überprüfen. Beide erste Preisträger sollen im weiteren Verlauf mit der Realisierung eines identitätsstiftenden Bauwerks beauftragt werden.
Das Preisgericht beurteilte den Entwurf von
André Poitiers so: „Aus der Analyse typischer Gründerzeit-Blöcke in Berlin leitet das Konzept eine Differenzierung des Rahmenplans ab. Es werden drei vollständig geschlossene Blöcke mit großen grünen Innenbereichen vorgeschlagen. Im Übergang zu den benachbarten Stadtplätzen im Norden und Süden werden den Blöcken dreiseitig umbaute und halböffentliche Höfe angefügt, mit jeweils einer Hochhausdominante, schlitzartigen Öffnungen zum Hafenplatz bzw. zu Kunst-Campus und Kanal sowie Durchgängen ins Quartiersinnere. Diese Lösung wird sehr kontrovers diskutiert, weil intensive öffentliche Nutzungen, z. B. durch Gastronomie in den halböffentlichen Bereichen den Stadtplätzen wichtige Nutzungen entziehen könnten. Überwiegend wird jedoch die räumliche Differenzierung als Potential für ein verträgliches Nebeneinander von gewerblichen Nutzungen und Wohnnutzungen gewürdigt. Kritisch gesehen wird die städtebauliche Konkurrenz des südlichen Hochhauses zum Kunstkubus. Ingesamt wird das Konzept als gut umsetzbar und entwicklungsfähig beurteilt. Auch der Vorschlag, durch Material-vorgaben Gestaltungsvielfalt zu regeln, wird begrüßt. Insgesamt stellt der Beitrag eine hervorragende Lösung dar, auf deren Grundlage weitere hochbauliche Qualifizierungen erfolgen können.“
Zu der Arbeit von
Baumschlager+Hutter/P.arc urteilte die Jury: „Ohne die übergeordnete städtebauliche Setzung des Euopacity-Quartiers in Frage zu stellen, erlaubt sich der vorgestellte Entwurf eine differenzierte räumliche Innenstruktur dieses ersten städtebaulichen Quartiers zwischen Kunstcampus und dem neuen Stadthafen. Die entscheidende Differenz in der städtebaulichen Interpretation liegt darin, die vorgegebene Blockstruktur im Inneren zu Gunsten eines zusammenhängenden, räumlich differenzierten Quartiers aufzulösen und über eine Vielzahl an unterschiedlich gewidmeten Außenräumen ein attraktives, innerstädtisches Wohnquartier zu entwickeln. Durch den Verzicht auf die geschlossene Blockbauweise werden problematische Innenecken weitestgehend vermieden und gut belichtete Wohngrundrisse ermöglicht. Auch wenn an einzelnen Punkten zu enge Gebäudeabstände vorgeschlagen wird, kann dieses Projekt – reduziert auf seine Grundzüge – als robuste Grundlage einer weiteren Bearbeitung dienen. Mit diesem Projekt entsteht die Chance für eine neue Interpretation innerstädtischen Wohnens an diesem zentralen Ort in Berlin.“
Eine
Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten geht heute, 21. 6. 2012, um 19 Uhr zu Ende.
Ort: Halle am Wasser, Invalidenstraße 51, 10557 Berlin
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berliner Geschichten | 24.06.2012 10:10 Uhrstadthafen
na, nun bekommt berlin auch seine hafencity. gähn