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26.03.2024

Stadtumbau am B-8 Center

Zur Planung von MVRDV und LOLA in Düsseldorf


In Düsseldorf-Flingern wird ein Teil des B-8 Centers als gemischtes Stadtquartier mit rund 500 Wohnungen entwickelt. Investoren, städtisches Planungsamt und engagierte Anwohner*innen arbeiten dabei zusammen. Nun liegt ein Entwurf von MVRDV und LOLA landscape architects vor.

Von Klaus Englert

Düsseldorf-Flingern war über viele Jahrzehnte ein zweigeteiltes Viertel. Im beschaulichen Norden haben sich Kulturschaffende und die bildungsbürgerliche Elite niedergelassen. Flingern-Süd dagegen grenzt an den Hauptbahnhof, wird von Bahngleisen zerschnitten und von der Bundesstraße 8 durchquert. Dort, wo die B 8 auf die Erkrather Straße trifft, entstand vor 15 Jahren eine städtebauliche Scheußlichkeit, die im Düsseldorfer Verwaltungsjargon schlicht B 8-Center heißt: Ein Fachmarktcenter, das am ehesten den motorisierten Bürger anspricht, insgesamt aber schlecht angenommen wird und viel Leerstand hervorbrachte.

Am Ende wunderte es niemanden, dass das Areal zum Verkauf stand. In der Landeshauptstadt, die in der Nachkriegszeit als mustergültige autogerechte Stadt wiederaufgebaut wurde, gehörten um 2010 derartige Fehlplanungen noch zum Regierungsstil. Doch inzwischen hat das Planungsamt das Grundübel auf den Punkt gebracht: Angesichts der Zweckbauten kam es zur Erkenntnis: Das B 8-Center „wurde auf den Autoverkehr zugeschnitten und durch die abgrenzende Architektur mit großem Parkplatz konnte nie ein städtebaulicher Bezug zu der Umgebung entstehen“, heißt es von der Behörde.

Erste Anzeichen des Wandels ließen sich bereits 2017 erkennen, als sich Cube Real Estate, ein mittelständischer Immobilienentwickler aus Leverkusen, für das östliche Teilstück des Areals interessierte. Nachdem die Leverkusener das Grundstück erworben hatten, verkündeten sie den Bau von Mikroapartments und eines Hotels. Allerdings hatten die Investoren nicht mit den An­wohnern gerechnet, die Ende 2019 die „Planwerkstatt 378“ in den ehemaligen Räumen einer Autowerkstatt gründeten.

Sie wollten die rein kommerzielle Nutzung verhindern und forderten stattdessen den Bau des K22 (Kiefernstraße 22, in Anlehnung an die Düsseldorfer Kunstsammlungen K20 und K21), eines Nachbar­schafts­projekts für die Bewohner der Kiefernstraße, die in den 1980er Jahren – ebenso wie die benachbarte Fichtenstraße – durch die Häuserkämpfe berüchtigt war. Letztlich soll das K22 jedoch allen offen stehen.

Harald Schwenk
, Mitglied der „Planwerkstatt 378“ und wohnungspolitischer Sprecher der Düsseldorfer Grünen-Fraktion, ist sich sicher, dass die Planwerkstatt den Ausschlag für die positive Entwicklung auf dem gesamten Areal gab. Tatsächlich haben die Anwohner die verhärteten Fronten in Bewegung gebracht. Cube Real Estate interessierte sich nämlich plötzlich nicht nur für das vorgelagerte Teilstück, sondern auch für das westlich angrenzende Fachmarktcentrum auf dem 23.000 Quadratmeter großen B 8-Grundstück. Wenig später erwarb der Leverkusener Immobilienunternehmer das Fachmarktcentrum mit einem Parkplatz auf dem Dach. Daraufhin entstand das kooperative Planverfahren „Gemeinschaftswerk Flingern“, das zusammen mit Anwohner*innen, Politik, Verwaltung und Expert*innen die Rahmenbedingungen für Nutzung, Städtebau, Freiraum und Mobilität klären sollte.

Im Herbst 2021 stellten die vom Investor beauftragten Rotterdamer Teams MVRDV und LOLA Landscape Architects drei Szenarien zur Diskussion. Das Empfehlungsgremium – bestehend aus Anwohnern, Ratsmitgliedern, Fachplanern und Mitarbeitern der Stadtverwaltung – legte schließlich dem Ausschuss „Planung und Stadtentwicklung“ die Variante einer „Grünen Mitte“ zum Beschluss vor. Die Planung nahm Gestalt an: Der im Januar 2024 im Rahmen des kooperativen Workshopverfahrens publizierte Entwurf sieht für die „Grüne Mitte“ 500 Wohnungen vor, von denen die Hälfte als bezahlbar oder als Sozialwohnung ausgewiesen ist.

In lockerem Abstand gesetzte, unterschiedlich hohe Wohnkuben umfassen eine Gemeinschaftsfläche. Das städtebauliche Konzept fügt sich am besten zur Vorgabe eines nachhaltigen, lebendigen, gemischt genutzten Quartiers. Als Mitwirkende in der Planwerkstatt gelang es den Rotterdamer Büros, zwischen den Interessen von Anwohner*innen, Entwicklern und Verwaltung zu vermitteln. Dazu beigetragen hat auch, dass die bebaute Fläche von 98 auf 62 Prozent reduziert wurde und die hinzugewonnenen Grünflächen künftig für gemeinschaftliche Aktivitäten zur Verfügung stehen. Auch Photovoltaik-Anlagen, Dachgärten und die Wiederverwendung von Bauteilen des ehemaligen Shopping-Centers waren bei der Wahl für die „Grüne Mitte“ ausschlaggebend. Zudem planen MVRDV ein Hochhaus: zwei gestapelte, zueinander verschobene Office-Kuben am südwestlichen Eckpunkt des Areals.

Flingern-Süd löst sich langsam von seinem Negativimage. Das lange Zeit schlecht beleumundete und von der Düsseldorfer Stadtmitte eher abgeschnittene Viertel rückt durch die „Grüne Mitte“ und weitere Aufwertungsprozesse näher an die City heran. Harald Schwenk von der Grünen hebt hervor, dass die Integration der Anwohner in das kooperative Planverfahren zur Entwicklung beigetragen hat. Auch das K22, eines seiner Lieblingsprojekte, soll einmal für die städtebauliche Aufwertung von Flingern-Süd stehen.


Zum Thema:

planwerkstatt-duesseldorf.de


cube-real.estate/cube-b8-center-duesseldorf/


gemeinschaftswerk-flingern.de


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Kommentare:
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Das B 8-Center in Düsseldorf-Flingern gilt heute als städtebauliche Fehlplanung. Auf einem Teilstück soll nun ein gemischtes Stadtquartier entstehen.

Das B 8-Center in Düsseldorf-Flingern gilt heute als städtebauliche Fehlplanung. Auf einem Teilstück soll nun ein gemischtes Stadtquartier entstehen.

Nachdem die ursprünglichen Pläne des Investors auf Kritik gestoßen waren, entwickelten MVRDV und Lola landscape architects im Rahmen eines Workshopverfahrens den Vorschlag „Grüne Mitte“.

Nachdem die ursprünglichen Pläne des Investors auf Kritik gestoßen waren, entwickelten MVRDV und Lola landscape architects im Rahmen eines Workshopverfahrens den Vorschlag „Grüne Mitte“.

Unter anderem sollen 500 Wohnungen entstehen, von denen die Hälfte als „bezahlbar“ oder als Sozialwohnungen ausgewiesen ist.

Unter anderem sollen 500 Wohnungen entstehen, von denen die Hälfte als „bezahlbar“ oder als Sozialwohnungen ausgewiesen ist.

Partizipatives Verfahren zur Grünen Mitte

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