Als pragmatischer Dienstleister und nicht als virtuoser Künstler, so sah er sich. „Ich bekenne mich zu einer Architektur, deren Wurzeln in einer pragmatischen Grundhaltung liegen und nicht in einer ideologischen“, schrieb Wilhelm Holzbauer einmal. Mehr als 500 Projekte umfasst das Werk von „Wilhelm dem Erbauer“, wie Holzbauer deshalb genannt wurde. Damit zählt der 1930 in Salzburg geborene Holzbauer zu den bekanntesten und wichtigsten Architekten der österreichischen Nachkriegszeit. Am Samstag ist er mit 88 Jahren in Wien gestorben.
Holzbauer, der an der Wiener Akademie der bildenden Künste studierte, realisierte eine enorme Bandbreite: Vom Hauptbahnhof in Linz und der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg, über Technologie- und Wissenschaftszentren, bis hin zu Hotels und Banken, vor allem in Österreich. Allein in Wien finden sich zahlreiche Projekte: Die Fußgängerzone Kärntner Straße, der Andromeda-Tower, die Neugestaltung der Volksoper. Auch ein Zelt stellte er der Wiener Oper aufs Dach. Und ab 1970 entwickelte er das ikonische Design zahlreicher Wiener U-Bahnstationen.
Seine Leidenschaft aber galt Musik- und Theaterbauten. In Bregenz baute er 1981 das Landhaus, in Amsterdam, wo Holzbauer zeitweise ein Büro betrieb, realisierte er 1986 einen Opernneubau, in Baden-Baden dockte er 1998 das mächtige Festspielhaus an einen stillgelegten Bahnhof aus der Belle Epoque an. Und für die Salzburger Festspiele realisierte Holzbauer das 2006 eröffnete „Haus für Mozart“.
Begonnen hatte die Karriere Holzbauers, der 2000 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Architektur ausgezeichnet wurde, früh. Bereits mit 22 Jahren gründete er zusammen mit Friedrich Kurrent, Johannes Spalt und Otto Leitner die einflussreiche Arbeitsgruppe 4. Ihre rund 120 Entwürfe, unter anderem für die Parscher Pfarrkirche „Zum Kostbaren Blut“ in Salzburg, gelten bis heute als Meilensteine österreichischer Architekturgeschichte.
Neben seiner Tätigkeit als Architekt war Holzbauer viele Jahre in der Lehre tätig, erst in den USA und Kanada, von 1977 bis 1998 als Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien, der er vier Jahre als Rektor vorstand und wo eine ganze Generation von Student*innen beeinflusste. Seine Chefkorrekturen seien, heißt es in einem Nachruf von Die Presse, so gefürchtet gewesen, dass nicht nur einmal Sanitäter gerufen werden mussten, um vor Nervosität kollabierte Studenten wieder aufzurichten. Ganz so schlimm scheint es aber nicht für alle gewesen zu sein, denn mit zwei seiner Absolventen, Fritz Kaufmann und Wolfgang Vanek, sowie dem Peichl-Schüler Egon Türmer, gründete der Wiener 2001 das Büro Holzbauer & Partner, in dem er bis vor einem Jahr noch selbst aktiv mitwirkte. (kat)
Fotos: Holzbauer & Partner, Peter Korrak, Dutch National Archives