Der japanische Designpionier Sori Yanagi ist tot. Bereits am 25. Dezember 2011 verstarb der Industriedesigner und Kurator im Alter von 96 Jahren in Tokio.
Internationale Berühmtheit erlangte der 1915 in Tokio geborene Yanagi mit dem Entwurf seines Butterfly Stool (1954), einem mittels zweier symmetrischer Schalen aus Formsperrholz gefertigten Hocker, der 1957 auf der Mailänder Triennale präsentiert wurde. Die grazilen, flügelartigen Holzschalen werden dabei lediglich durch eine Schraube und eine Metallstange fixiert. Der Butterfly Stool ist heute Teil der Sammlung des MoMA in New York und wurde unter anderem 1964 auf der documenta III in Kassel gezeigt, dort lehrte Yanagi auch zwei Jahre an der Staatlichen Werkkunstschule. Bereits von 1949 bis 1942 hatte er mit Charlotte Perriand zusammen gearbeitet, bevor er 1952 das Yanagi Industrial Design Institute gründete.
Der von ihm ebenfalls im Jahr 1954 entworfene Elephant Stool, ein dreibeiniger Hocker, der damals aus Polyesterharz, heute aus Pastik hergestellt wird, war der erste komplett aus Kunststoff geformte Hocker weltweit. Yanagi hatte ihn als einfachen Arbeitsstuhl zum Modellbauen in seinem Atelier entwickelt.
Yanagi, der gern mit neuen Materialien experimentierte, verband in seinem Werk kunsthandwerkliche und industrielle Aspekte bei der Herstellung von Gebrauchsgütern. Sein Vater hatte 1936 das Mingei Kan in Tokio gegründet, das Museum für Japanische Handwerkskunst. Für die inzwischen rund 17.000 Exponate umfassende Sammlung von Gegenständen anonymer, hauptsächlich japanischer Handwerker war Sori Yanagi von 1977 bis Juli 2006 selbst als Direktor verantwortlich.
Auf der Website der italienischen Architekturzeitschrift Domus widmet der Londoner Designer Jasper Morrison dem Schöpfer des Butterfly-Chair einen persönlichen Nachruf.
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