Einer der Vertreter des „elementaren Bauens“ ist tot. Am vorvergangenen Sonntag starb der deutsche Architekt Peter Stürzebecher in seiner Wahlheimat Frankreich. Stürzebecher (*1941 Heilbronn) ist vor allem durch sein Selbstbau-Projekt „Wohnregal“ in der Admiralstraße in Berlin-Kreuzberg bekannt, das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA 1987 unter Beteiligung der späteren Bewohner geplant und errichtet wurde.
Nach seinem Studium an der TU Berlin unter anderem bei O.M. Ungers und Werner Düttmann arbeitete Stürzebecher ab 1969 als Projektleiter bei letzterem am so genannten „Ku’damm-Eck“. Ab 1973 lehrte er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der damaligen Hochschule der Künste in Berlin, gründete etwas später sein eigenes Büro und promovierte 1979 über das Berliner Warenhaus. Die Beschäftigung mit einfachen Bauweisen führte ihn zum Holzbau. Für private Bauherren entwarf er in der Folge einige teils preisgekrönte Holzwohnhäuser wie das „T-Haus“ und ein Wohnhaus in Celle, die sich durch einfache Details und klare räumliche Lösungen auszeichneten. Im Rahmen diverser Publikationen – wie der Mitarbeit beim ersten Holzbauatlas sowie Forschungsveröffentlichungen der Entwicklungsgesellschaft Holzbau – half er beim Aufbau von Grundlagenwissen zum Thema Holzkonstruktionen.
Das Schaffen und die Vermittlung von Wissen waren wichtige Felder im Leben von Peter Stürzebecher. Nach seiner Zeit an der HdK hielt er diverse Professuren und Gastprofessuren, unter anderem am Bauhaus Dessau, an der Fachhochschule Rosenheim, an der Pariser École Boulle und schließlich an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Zudem initiierte er immer wieder Ausstellungen zu architektonischen Themen, zum Beispiel „Industrie und Stadt“ zu dem Lyoner Architekten Tony Garnier, dessen Heimat er zu seiner eigenen machte. In der Region Rhône-Alpes erforschte er traditionelle Lehmbauweisen und vernakuläre Architektur. Seine eigenen Bauten dort orientierten sich an den einfachen Lehm- und Holzhäusern der Region.
Dazu passt auch, dass Stürzebecher sich in seinen utopisch-urbanen Projekten immer wieder mit dem „Anti-Hochhaus“, dem Wolkenbügel des russischen Konstruktivisten El Lissitzky auseinandersetzte. Sein wichtigster Entwurf war dabei der 1989 im Rahmen der Ausstellung „Berlin – Denkmal oder Denkmodell“ gezeigte Dreiklang „Nord-Express London-Berlin-Moskau“.
Peter Stürzebecher erlag am 4. März 2012 seinem schweren Krebsleiden.
(Cordula Vielhauer)
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Andreas R. Graeff | 04.10.2024 19:45 UhrPeter Stürzbecher
Die Zeit an der HdK Ende der 70er Anfang der 80er war die Grundlage für die IBA Altbau als es das Wort Nachhaltigkeit noch nicht gab, aber sehr wohl die Bewusstheit um die Werterhaltung und Stadterneuerung im Bestand rundum den Klausener Platz und vor allen Dingen die Rettung von SO 36 statt Tangente entlang der Mauer. Die Protagonisten waren damals Gustav H. W. Hämer/ Jonas Geist und viele andere wie Stürzbecher, Pächter, Martin.