Mit Peter Baumbach hat die Baukultur im Nordosten Deutschlands einen ihrer vehementesten Vorkämpfer und Verfechter verloren. Er starb am 15. Februar im Alter von 81 Jahren.
Peter Baumbach stammte aus dem thüringischen Wenigensömmern und studierte ab 1958 an der TU Dresden Architektur. Die Professoren Rolf Göpfert, Leopold Wiel und Helmut Trauzettel prägten ihn dabei besonders. Nach dem Studium folgte er seiner damaligen Kommilitonin und späteren Ehefrau Ute nach Rostock, die dort eine Anstellung als Architektin annahm. Peter Baumbach schlug dafür das Angebot aus, weiter an der TU Dresden zu arbeiten und fing als Technologe beim Wohnungsbaukombinat (WBK) Rostock an. Dort gelang es ihm recht bald, seinen Verantwortungsbereich zu erweitern. Er wurde Projektleiter, später Hauptarchitekt.
Baumbach hielt auch anderweitig die Augen für seine berufliche Entwicklung offen. 1967 beteiligt er sich mit seiner Frau Ute und Robert Waterstraat an einem Wettbewerb um das Stadtzentrum für die neue Stadt Halle-West. Sie gewannen den 2. Preis. Auch die Bauakademie in Berlin wurde auf ihn aufmerksam. Das Angebot, dort mit Hermann Henselmann experimentell zu arbeiten, schlug er wiederum aus und übernahm stattdessen die städtebauliche und architektonische Verantwortung zunächst für das Wohnungsneubaugebiet Rostock-Evershagen und später auch für den Stadtteil Rostock-Schmarl.
Peter Baumbach strebte in den folgenden Jahren mit seiner Arbeit danach, dem systemischen und vorfabrizierten Bauen in der DDR einen lokalen architektonischen Bezug zu geben, was in Evershagen und Schmarl auch anschaulich zum Ausdruck kam. Ihm gelang es, bildende Künstler für die Gestaltung der Fassaden in sein Planungskollektiv einzubinden und durch die Verwendung von Klinker den Fassaden eine besondere Note zu geben. Sein eigenes Credo beschrieb er eher zurückhaltend: „Als Architekt sah ich meine Aufgabe immer darin, Orte und ihren Geist zu entdecken, mit meinen Bauten Maß zu halten und vor allem mit meiner Arbeit zu dienen.“
Kunst und Architektur betrachtete Peter Baumbach, der gerne zeichnete und an Skulpturen arbeitete, als eine Einheit. Dabei dürfte eine gewisse Hartnäckigkeit notwendig gewesen sein, in der systemischen Modulbauweise gestalterische Spielräume zu eröffnen, zu erhalten und zu nutzen. Angesichts der derzeitigen Neubaubestrebungen der Bundesregierung erscheinen die Ansätze von Peter Baumbach und seinen jeweiligen Teams wieder in aktuellem Licht und können durchaus als Pionierarbeit angesehen werden.
Ein Höhepunkt des von ihm damals für den Wohnungsbau in Rostock wesentlich initiierten Weges ist das „Fünfgiebelhaus“, das 1984–87 im Verlauf der Fußgängerzone Kröpeliner Straße am Universitätsplatz in der Rostocker Innenstadt realisiert wurde. Baumbach gelang es, die Bausysteme so anpassen zu lassen, dass eine moderne Interpretation der Giebelhäuser entstand, die vor dem Zweiten Weltkrieg den Ort geprägt hatten. Die Form der Giebel, die Nutzungsmischung, aber auch die verwendeten Fassadenmaterialen gelten als eine Reminiszenz an die zerstörte Bausubstanz. Auch an diesem Bau waren viele bildende Künstler wie Inge Jastram und Jo Jastram, Wolfgang Friedrich und Lothar Sell beteiligt, um nur einige zu nennen. Im Erdgeschoss wurden Restaurants und Geschäfte eingerichtet, in den oberen Geschossen Wohnungen. Zu Recht steht das Gebäude heute unter Denkmalschutz.
Im Jahr 1987 nahmen Peter und Ute Baumbach die Einladung der Äthiopischen Regierung an, sie in Fragen der Stadtentwicklung und Stadtgestalt der Hauptstadt Addis Abeba zu beraten. Erst nach der politischen Wende in Deutschland kehrten die Baumbachs 1989 nach Rostock zurück.
Architektur, insbesondere der Wohnungsbau, blieb ein wichtiges Betätigungsfeld für Peter Baumbach, auf dem er mit großem Engagement von 1991 bis ins hohe Alter in der Bürogemeinschaft mit seiner Frau und dem Architekten Micheal Bräuer wirkte und ab 1984 an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee als Professor lehrte. Wohnbauten in Rostock-Toitenwinkel (1991–95), das Mecklenburgische Hallenhaus auf dem IGA-Gelände in Rostock 2003 und die Kulturbrauerei in Stralsund sind wichtige Zeugnisse aus dieser Zeit. Unermüdlich brachte sich Peter Baumbach bis zuletzt in die baukulturellen Debatten in Rostock und in Mecklenburg-Vorpommern ein. Seine Stimme wird fehlen.
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Kommentare
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Tom | 20.03.2022 20:52 Uhr
Nachruf
Er war ein grossartiger Mensch und ein Professor den ich nie vergessen werde. Ich denke gerne an die Zeit als er mit uns Studenten gemeinsam kochte und anschliessend in Garten der KHB lange Gespräche über Entwurfsthemen führten ( was ist der transtorische Raum... ) Die spontane Exkursion nach Kopenhagen, wo wir alle in der Jugendherberge einem Raum schliefen. Als wir zusammen in Warnemünde am Strand Fisch gegrillt haben und anschliessend bei ihm Übernachtet haben... Danke Peter Baumbach R.I.P
Mein Kommentar
Peter Baumbach (1940–2022)
An der Gestaltung des Neubaugebiets Rostock-Evershagen war Peter Baumbach maßgeblich beteiligt.
Terrassenhaus Evershagen von Peter Baumbach, 1977 fertiggestellt
Der Entwurf für den Ausstellungspavillon in Moskau 1980 von Peter Baumbach entstand in Zusammenarbeit mit Ulrich Müther.
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Tom | 20.03.2022 20:52 UhrNachruf
Er war ein grossartiger Mensch und ein Professor den ich nie vergessen werde.
Ich denke gerne an die Zeit als er mit uns Studenten gemeinsam kochte und anschliessend in Garten der KHB lange Gespräche über Entwurfsthemen führten ( was ist der transtorische Raum... )
Die spontane Exkursion nach Kopenhagen, wo wir alle in der Jugendherberge einem Raum schliefen.
Als wir zusammen in Warnemünde am Strand Fisch gegrillt haben und anschliessend bei ihm Übernachtet haben...
Danke Peter Baumbach R.I.P