Cricket ist die britischste aller Sportarten, und irgendwie passt es, dass zwei der wichtigsten Bauten des Londoner Architekten Michael Hopkins in diesem Kontext entstanden. Mit seiner Tribünenüberdachung für den legendären Lord’s Cricket Ground in Westminster schrieb er sich 1987 in das Bildbewusstsein eines breiten Publikums im gesamten Commonwealth ein. Und mit einem riesigen Stadion in Pune wiederholte er 2012 diesen Erfolg noch einmal für das cricketfanatische Indien.
Der Fachöffentlichkeit war Hopkins Büro, das er zusammen mit seiner Frau Patty Hopkins führte, allerdings zuvor schon lange durch das kleine Prefab-Haus in London von 1976, dass die Hopkins selbst bewohnten, ein Begriff geworden. Parallel zum eigenen Büro hatte Hopkins zu Beginn seiner Karriere außerdem mit Norman Foster kollaboriert. Am 17. Juni verstarb Hopkins im Alter von 88 Jahren.
Wer nur die drei genannten Projekte mit ihrer technischen Anmutung betrachtet, der versteht, warum Hopkins als einer der wichtigen Vertreter der britischen High-Tech-Architektur gilt. Nicht zuletzt gelangen ihm und seiner Frau 1992 mit dem Schlumberger Cambridge Research Center noch ein absoluter Höhepunkt dieser Gattung. Doch anders als Foster oder auch Richard Rogers, die High-Tech zu ihrem international oft wiederholten Markenzeichen machten, interessierte sich Hopkins im Laufe seiner Karriere zunehmend auch für historische Vorbilder und lokale Kontexte.
Mit den Jahren entwickelte er eine sehr persönliche Mischung aus konstruktiv avancierten Lösungen und fast schon regionalistischen Anklängen. Insbesondere der steinerne Rundbau mit gespanntem Stahldach für die Besteckmanufaktur des Designers David Mellor von 1989 ist ein frühes Projekt dieser Phase. Diese brachte ihn zugleich auch seiner englischen Heimat näher und machte ihn schließlich zu einem dezidiert britischen Architekten. Dazu gehört natürlich auch, dass er schon 1995 von der Queen den Ritterschlag erhielt.
Hopkins wurde als Sohn eines Bauunternehmers in der Küstenstadt Poole geboren. Schon früh stand fest, dass er Architekt werden würde. Entsprechend zielstrebig ging er sein Studium an. Als er sich nach einiger Zeit an der Bournemouth School of Art und praktischer Arbeit in den Büros der damals vielbeschäftigten Architekten Basil Spence und Frederick Gibberd mit 23 Jahren schließlich an der Architectural Association AA einschrieb, hatte er nach Aussagen von Zeitgenoss*innen bereits eine sehr klare Vorstellungen von der Disziplin Architektur.
An der AA traf er auch seine Frau und lebenslange berufliche Partnerin, mit der zusammen er dann 1994 die RIBA Gold Medal erhielt. Im Laufe ihrer Karriere entstanden zahllose weitere Projekte im In- und Ausland, zu denen auch das vielfach ausgezeichnete Velodrom der Londoner Olympiade von 2012 gehört. Schon früh nahmen die beiden außerdem weitere Partner*innen in ihr Büro auf. Dieses ist somit auch nach dem Tod des Gründers gut aufgestellt. (sb)
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
Rasmus Klump | 01.07.2023 12:51 UhrRIP
Tja schon schade, wenn ein schöner Nachruf auf einen interessanten Architekten für eine Diskussion über Rechtschreibpolitik herhalten muss. Aber auch @ixamotto, der das zu beklagen vorgibt, will es ja nicht anders. Die Zeitgenossenschaft kann man dem Gendersternchen gewiss nicht absprechen, jedoch dürfte es sich in erster Linie um das modische Accessoire einer obsessiv-woken, professionell schreibenden Minderheit handeln, das - je nach Studie/Meinungserhebung - nachweislich von 60-80% lesenden Menschen abgelehnt wird. Umsonst! Denn diejenigen, die publizieren, sitzen freilich am längeren Hebel. Dass dennoch Vielschreiber wie @ixamotto meinen, der Redaktion auch bei weniger passender Gelegenheit zur Seite springen zu müssen, erinnert mich irgendwie an polit-aktivistische Strategien, derzufolge social-media-Flotten ausschwärmen, um gegen missliebige Meinungen im Netz anzugehen. Siehe z.B.
gruene. de/aktionen/mach-mit-bei-unserer-netzfeuerwehr/