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09.12.2020
Eine einfache Wahrheit
Zum Tod von Lore Ditzen
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Architekt | 11.12.2020 16:41 UhrEine große Persönlichkeit
Zunächst Dank an Jan R. Krause für seine wunderbare Würdigung, und hier nur kleine Ergänzungen. Lore Ditzen war nicht nur scharf beobachtende Zeitzeugin des kulturellen Lebens wie auch der Architektur- und Städtebauentwicklung eines halben Jahrhunderts in Berlin und über die Stadt hinaus. Sie war auch eine bedeutende Persönlichkeit und Netzeknüpferin. Wie viele Personen des Berliner Kulturlebens trafen sich an ihrer gastlichen Tafel, wie wach war ihr Interesse an den Menschen, denen Sie begegnete und von denen eine große Zahl ihre Freunde wurden. Sie war ein bedeutende Persönlichkeit, die Jung und Alt Freundschaft schenkte, die bis ins hohe Alter neugierig war und lebendigen Anteil an den Menschen nahm. Dazu zählten in ihren letzten Jahren in einem Berliner Pflegeheim vor allem auch diejenigen, die sie pflegten. Wichtig waren für sie in dieser Zeit nicht nur die Botschaften aus aller Welt, sondern die Gemeinschaft mit ihren geistigen Freunden. Denn sie war bis zuletzt eine große Leserin.
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Henn12 | 10.12.2020 16:12 UhrFreistadt / Krause
Nun ja. Wenn man einen Zusammenhang auch nicht direkt nachweisen kann, so fallen diese Tatsachen doch zeitlich zusammen. Eine gewisse Auffälligkeit oder sagen wir sogar ein "Geschmäckle" hat es doch, wenn im zeitlich gleichen Zeitraum einerseits Lohn und Gehalt maximal noch Stagnation kennen und andererseits der schwächere Teil unserer Gesellschaft (Frauen, Migranten) wie Ikarus in Chefetagen einfliegen. Was dann auch immer als große Sensation und Durchlässigkeit unseres Systems verkauft wird. Dass sich Gesellschaften weiterentwickeln sollte normal sein, nur merkwürdigerweise hat die BerufsanfängerIN (z. B. Architektenbranche) oder nehmen wir die KassiererIN an der Supermarktkasse immer weniger davon. Wie wir jetzt in Corona-Zeiten lernen, am Geld kann es nicht liegen. Ein Paradox.
Ich möchte hier nur zum Nachdenken (auch bei der Redaktion) anregen und darauf hinweisen, dass der Neoliberalismus ein sehr ausgeklügeltes System ist, dessen Einheitlichkeit man in der gesamten westlichen Welt bewundern kann. Ein Klassenbewusstsein (ja ist habe das immer noch) ist out, wir können heute ja angeblich alles sein. Betriebsräte oder Gewerkschaften sind von gestern. Linke Politik erschöpft sich darin, verweiblichte Schreibweisen durchzusetzen und Lebensweisen von Migranten zu erforschen (kann man machen, ist aber nicht das Kerngeschäft).
Konkret wird niemand mehr, dafür ersticken wir langsam in einem Rauch aus nebulösen Sprechblasen (man müsse fühlen, Orte gut lesen, der Bau inszeniert sich als Bühne
, wir müssen
in Zeiten von
). Greenwashing ist in diesem Zusammenhang auch vor allem in der Bauchbranche zu nennen.
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Jan R. Krause | 10.12.2020 09:30 UhrAntwort
Lieber Herr Freistadt, die von mir im Text genannten Chefredakteurinnen sind hochqualifizierte Journalistinnen mit langjähriger Berufserfahrung, großer Szenekenntnis und persönlicher Integrität. Ich bin davon überzeugt, dass dies die ausschlaggebenden Gründe für Ihre Berufung in diese Rolle sind.
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Albert Freistadt | 09.12.2020 16:04 UhrFrauen in der Chefredaktion
Eine ketzerische Frage, die nichts mit dem Tod von Lore Ditzen zu tun hat, will ich hier trotzdem gern stellen. Könnte die Tatsache, dass die Chefredaktionen der großen deutschen Architekturzeitschriften und -portale neuerdings vielfach mit Frauen besetzt sind, eventuell an den immer schlechter werdenden Bedingungen und Gehältern in der Branche liegen?
Lore Ditzen (1925–2020)
Lore Ditzen 2007 bei der Eröffnung der Ausstellung „Linde Burkhardt – Invenzioni Decorative“ bei Modus Möbel in Berlin.
Werk und Zeit 3/1979
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Jan R. Krause | 13.12.2020 01:09 UhrAntwort auf "Architekt"
Lieber "Architekt", danke für diese würdigende und zutreffende Ergänzung. Jan R. Krause