„In den fünf Jahrzehnten seines Schaffens ist er zur Personifikation der Bundesrepublik geworden. Die Chronologie seiner Hits liest sich wie das Protokoll des allmählichen Mentalitätswandels der Deutschen.“ Diese Zeilen schrieb Dieter Bartetzko (1949–2015) vergangenen Dezember zum Tod von Udo Jürgens. Am gestrigen Dienstag ist der Architekturkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung selbst verstorben – im Alter von 66 Jahren.
„Das ist unfassbar traurig“, so endet der heutige FAZ-Nachruf von Jürgen Kaube, einem der vier Herausgeber und zuständig für das Feuilleton. Dort betreute Bartetzko seit 1994 als Redakteur die Themen Architektur, Archäologie und Denkmalschutz. Ebenso wie er über die Umbaupläne der Frankfurter Altstadt, die EZB und viele andere Bauwerke berichtete und urteilte, schrieb er auch immer wieder gerne über Schlagersänger, Chansons, Musicals und den sonntäglichen Tatort. Und die Ehrentribüne des Nürnberger Reichsparteitagsgeländes bezeichnete er anlässlich der Debatten im vergangenen November als ein „Monument der Kleinbürgerlichkeit“. Dieter Bartetzko konnte das so schreiben: Nach seinem Studium in den Fächern Kunstgeschichte, Germanistik und Soziologie in Frankfurt, Berlin und Marburg hatte er über die Theatralik von NS-Architektur promoviert.
2006 verlieh ihm der Bund Deutscher Architekten den Preis für Architekturkritik: Bartetzko wurde zusammen mit dem FAZ-Kollegen Heinrich Wefing für sein „kulturpolitisch motiviertes Engagement“ sowie die „gerechte Beurteilung von Errungenschaften, aber auch von Fehlentwicklungen“ ausgezeichnet. „Jeder ist ein Meister der kultivierten Untertöne, die Kritik als Kunst der Unterscheidung ausmacht“, hieß es in der Begründung der Jury zur Vergabe des Preises.
Und auch Jürgen Kaube würdigt in seinem Artikel besonders das Werk und Schaffen des 1949 in der Pfalz geborenen und nun verstorbenen Journalisten und Buchautors: „Wer die Beiträge nachliest, die Dieter Bartetzko mit beispiellosem Echo, nicht nur in der lesenden Stadtbürgerschaft, geschrieben hat, weiß, dass wir es auch hier mit, sollte das Wort für Journalisten erlaubt sein, einem Werk zu tun haben, das so schnell nicht vergehen wird.“
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