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24.06.2021
Nicht Bäume und Büsche, aber alles andere
Zum Tod von Cornelia Hahn Oberlander
Von Julia Albani
Ihr ganzheitlicher Ansatz prägte ihre über 70 Jahre spannende Arbeit. Egal ob für Spielplätze, Hof- und Dachgärten, sozialen Wohnungsbau, oder Freiraumgestaltungen – Cornelia Hahn Oberlander ging es vor allem um das öffentliche Verständnis und die Beteiligung am Wissen, und um den Einfluss der Natur im Gestaltungsprozess. Früh thematisierte sie Klimawandel und aktive Partizipation, forschte zum Spielverhalten und zur Förderung der Eigenständigkeit von Kindern. Sie studierte in Harvard unter Walter Gropius, arbeitete mit Arthur Erickson, Louis Kahn, Renzo Piano und Moshe Safdie. Am 22. Mai 2021 starb Cornelia Hahn Oberlander in Vancouver, kurz vor ihrem 100. Geburtstag.
Geboren 1921 in Mülheim an der Ruhr, taucht Hahn Oberlander dank ihrer Mutter, der Kinderbuchautorin und Gärtnerin Beate Hahn, schon als Kind in die Welt der Pflanzen ein. Ende der 30er Jahre fliehen sie vor den Nazis aus Berlin in die USA. Hahn-Oberlander besucht das Smith College in Northampton und studiert an der Harvard Graduate School of Design. Als eine der ersten Frauen schließt sie dort 1947 ihr Studium der Landschaftsarchitektur ab. Sie arbeitet zunächst als Gemeindeplanerin in Philadelphia, bevor sie 1953 in Vancouver ihr eigenes Atelier für Landschaftsarchitektur eröffnet: Cornelia Hahn Oberlander Landscape Architects. Im selben Jahr heiratet sie den aus Wien stammenden, ebenfalls emigrierten Stadtplaner und späteren (ersten) Professor für Stadt- und Regionalplanung Kanadas, Peter Oberlander (1922-2008).
Bis Anfang der 1970er Jahre entwirft Hahn Oberlander vor allem Kinderspielplätze, Wohngärten und Landschaften für soziale Wohnungsbauprojekte, wie den MacLean Park und die Skeena Terrace in Vancouver (1957). Außerdem gestaltet sie den Spielplatz für den kanadischen Pavillon auf der Expo 67 in Montréal. Ihr Entwurf basiert auf der spontanen Erkundungsgabe von Kindern, um Eigenmotivation und kreatives Spielen zu fördern: ein hügeliges Gelände mit Pfaden, Wegen, Wasserkanälen und einem sandstrandähnlichen Bereich mit Treibholz und Pflanzen, durchhöhlten Grashügeln und einer hohen Holzplattform.
Mitte der 70er Jahre wird die Architektin von Arthur Erickson für die Planung des Robson Square und des Provincial Courthouse-Komplexes in Vancouver eingeladen. Es ist der Beginn einer engen Zusammenarbeit mit Erickson, die sich über vieler seiner renommiertesten Projekte streckt, wie dem Museum of Anthropology at UBC (1976), der kanadischen Botschaft in Washington (1989), dem California Plaza in Los Angeles (1989) und dem Liu Center for Global Relations at UBC (1998). Auch Moshe Safdie engagiert Hahn Oberlander für seine Projekte, wie dem Taiga (Arctic) Garden für die National Gallery of Canada (1989), die Landschaftsplanung für die Ottawa City Hall-Erweiterung (1991) und den Dachgarten und die Platzgestaltung für die Vancouver Public Library (1995).
In den 1990er und 2000er Jahren arbeitet Hahn Oberlander unter anderem am United Nations Peacekeeping Monument in Ottawa sowie für das Landhealing Projekt des Northwest Territories Legislative Assembly Building, Yellowknife mit Matsuzaki / Wright Architects. Außerdem ist sie für den Holly Park III in Seattle und die Hof- und Dachgartengestaltung der kanadischen Botschaft in Berlin von Kuwabara Payne McKenna Blumberg Architects (2005) verantwortlich.
Die Förderung der Eigenständigkeit von Kindern und die Erforschung ihres Spielverhaltens lag Hahn Oberlander immer besonders am Herzen. In einem ihrer vielen Vorträge, The Magic of Sand – Indoors and Out, beschreibt sie: „Wenn man durch die Welt reist, sei es China, Frankreich oder der Nahe Osten, wo findet man Kinder am glücklichsten beim Spielen? Auf einem Sandhaufen... Es ist der Ort, an dem das fesselndste Spiel stattfindet.“
Zum Thema:
Die Autorin arbeitet am Canadian Centre for Architecture (CCA), an das Hahn Oberlander ihr Archiv zur Forschung und kritischem Zunutze Machens übergeben hat. Nebst Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen, die das CCA dem Werk und Wirken der Architektin gewidmet hat, las die Autorin im Sommer 2018 aus teilweise unveröffentlichten Vorträgen, Aufsätzen, sowie Briefwechsel aus dem Cornelia Hahn Oberlander Fonds. Ein Nachruf von Phyllis Lambert, Hahn Oberlanders langjähriger Freundin und Gründerin des CCA, wurde kürzlich gemeinsam mit einer Oral History Aufzeichnung, in der sie über Stationen, Projekte und Einflüsse in ihrem Leben spricht, auf der Webseite des CCA veröffentlicht.
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Cornelia Hahn Oberlander während der Hostile/Docile Konferenz anlässlich der Ausstellung „It’s All Happening so Fast: A Counter-History of the Modern Canadian Environment“ am CCA in Montreal, 16. November 2016.
Landschaftsplan für den Kinderspielplatz des Kanadischen Pavillons auf der Expo '67, Montréal, Québec. 1965-1967. Cornelia Hahn Oberlander fonds. Collection CCA, Montréal. Gift of Cornelia Hahn Oberlander © Cornelia Hahn Oberlander
Kinder auf dem Spielplatz des Kanadischen Pavillons auf der Expo '67, Montréal, Québec. 1967. Cornelia Hahn Oberlander fonds. Collection CCA, Montréal. Gift of Cornelia Hahn Oberlander
„Children like...“: office-produced list of children's favourite play and learning activities with photographic illustrations. 1960s. Cornelia Hahn Oberlander fonds. Collection CCA, Montréal. Gift of Cornelia Hahn Oberlander © Cornelia Hahn Oberlander
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