Er war ein absolutes Multi-Talent: Architekt, Stadttheoretiker, Philosoph, Schriftsteller, Lehrer und sechs Jahre lang auch Bürgermeister von Belgrad – ein Querdenker, wie er im Buche steht. Vergangenen Freitag – am Tag, an dem Serbien Deutschland fußballerisch zum Zittern brachte –, ist der serbische Baumeister Bogdan Bogdanovic im Alter von 87 Jahren in Wien verstorben.
1922 in Belgrad geboren, gilt Bogdanovic als der zwischen 1951 und 1981 führende Denkmalarchitekt des ehemaligen Vielvölkerstaats Jugoslawien. 1951 gewinnt er den Wettbewerb für das Denkmal für die jüdischen Opfer des Faschismus in Belgrad – ein Jahr später wird das Denkmal realisiert, und damit die erste von seinen rund 20 Gedenkstätten. Die monumentale Betonskulptur „Steinerne Blume“ im Jasenovac-Memorial zählt zu seinem bekanntesten Werk, das auch international Beachtung fand. Bogdanovic emigrierte 1993 nach Österreich, da er in seiner Funktion als Bürgermeister Anfang der 90er Jahre Stellung gegen das Regime Milosevic und den neu aufgekommenen Nationalismus in Jugoslawien bezogen hatte.
2009 ist im Architekturzentrum Wien anlässlich der Ausstellung „Bogdan Bogdanovic – Der verdammte Baumeister” seine letzte Publikation „Memoria und Utopie in Tito-Jugoslawien“ erschienen – eine umfangreiche Sammlung, die architektonische Entwürfe, Skizzen und Zeichnungen zusammenfasst und die surrealistische Arbeits- und Denkweise des „Architekturphilosophen“ ablesbar macht.
Bogdan Bogdanovic
Memoria und Utopie in Tito-Jugoslawien
Wieser Verlag, 2009
176 Seiten, 25,8 x 21,8 cm, Deutsch
33 Euro
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