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21.06.2021

Der Raumdeuter

Zum Tod von Andreas Denk


Von David Kasparek

Andreas Denk, langjähriger Chefredakteur der Zeitschrift der architekt, ist verstorben. Seit 1993 war er Mitglied der Redaktion, ab 2000 ihr Chefredakteur. Als Stichwortgeber unzähliger Publikationen, Moderator des Berliner Gesprächs, als Teil wechselnder Teams, die Konzepte für BDA-Tage oder Symposien und Tagungen in Venedig, Tutzing und vielen anderen Städten aus der Taufe hoben, war er maßgeblich für die inhaltliche Ausrichtung des Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) mitverantwortlich.

An der Technischen Hochschule Köln lehrte Andreas Denk zunächst als Professor in Vertretung, seit 2014 als ordentlicher Professor Architekturtheorie. Seit 2015 war er zudem ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Vorsitzender der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung (Bonn), später dann Mitglied im Vorstand der Hans-Schaefers-Stiftung (Berlin) und Kurator des Vorstands des Architekturforums Rheinland im Haus der Architektur (Köln). Schon während seines Studiums und bis 2003 arbeitete er als Korrespondent für Kunstforum International. Nach Abschluss seines Studiums war er zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bonner Haus der Geschichte im Sammlungsbereich Design und bis 1993 als freier Architekturkritiker tätig, ehe er Teil der Redaktion von der architekt wurde. Für den BDA konzipierte er unter anderem die jährlich stattfindenden Berliner Gespräche und bis vor wenigen Jahren auch die BDA-Tage.

1959 in Dortmund geboren, studierte Andreas Denk in Bochum, Freiburg im Breisgau und Bonn Kunstgeschichte, Städtebau, Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Vor- und Frühgeschichte. Schon hier legte er jenes Fundament eines breiten Wissens, das ihn als Impulsgeber so wichtig und als Gesprächspartner so angenehm machte. Elektronische Experimentalmusik, Film, Kunst und Fußball gehörten dabei gleichermaßen zu seinen Interessen wie Architektur und Stadtgeschichte – vor allem ihre räumlichen und sozialen Wirkzusammenhänge. Seine 2016 gemeinsam mit Uwe Schröder und Rainer Schützeichel sowie unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Christopher Schriner herausgegebene und kommentierte Anthologie „Architektur Raum Theorie“ zeugt davon ebenso wie seine stete Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Architektur in der Rubrik „kritischer raum“ als festem Bestandteil jeder Ausgabe von der architekt seit 2007. Allein diese Architekturkritiken machen seine sprachliche Virtuosität wie den ganzheitlichen Anspruch deutlich, den er an Architektur stellte. Sie zeigen aber auch, was von diesem Deuter des Raums noch zu erwarten gewesen wäre.

So theoretisch und akademisch die wissenschaftlichen Texte aus seiner Feder oder der von ihm kuratierten und ins Heft gebrachten Beiträge mitunter auch gewirkt haben mögen: Stets ging es ihm um eine Ermächtigung der Leser*innen der Zeitschrift, die sich unter seiner Ägide mehr denn je zum ernstzunehmenden Sprachrohr weit über die Mitgliederschaft des BDA hinaus entwickelte. „Argumentativ munitionieren“ wollte Denk die Architekt*innen für ihre tägliche Arbeit, für ihre eigene Auseinandersetzung mit dem Bauen, wie für die Erklärung des eigenen Schaffens gegenüber der Gesellschaft.

Ohne Probleme durchmaß er dabei die Architekturgeschichte der westlichen Welt entlang verschiedener roter Fäden, zeigte Zusammenhänge auf und unterstrich so die teils tiefe Verwurzelung tagesaktueller architektonischer Zusammenhänge in der Historie. Stets humorvoll und mit augenzwinkernder Ironie gelang es ihm dabei, Interesse zu wecken. Im Gespräch war es ihm gleich, ob er es mit Ministern, Kolleg*innen oder Studierenden zu tun hatte: Immer zeigte er sich offen und interessiert, glänzte mit Wissen, ohne sein Gegenüber dabei in den Schatten zu stellen.

Am vergangenen Freitag nun ist Andreas Denk an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Die Lücke, die er hinterlässt – im Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, mehr noch aber in seiner Familie und seinem Kollegen- und Freundeskreis –, wird nicht zu schließen sein.


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Andreas Denk (1959–2021)

Andreas Denk (1959–2021)

Andreas Denk beim Berliner Gespräch 2017.

Andreas Denk beim Berliner Gespräch 2017.

Andreas Denk beim Berliner Gespräch mit Thomas Welter (links) und Susanne Wartzek.

Andreas Denk beim Berliner Gespräch mit Thomas Welter (links) und Susanne Wartzek.


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