Der französische Architekt Jean Balladur ist am 19. Juni 2002 im Alter von 78 Jahren in Paris gestorben. 1924 in Smyrna geboren, wurde Balladur nach seinem Abitur Mitarbeiter der von Jean-Paul Sartre gegründeten Zeitung „Temps Modernes“. Ab 1945 studierte er an der École des Beaux Arts in Paris Architektur. Bereits während seines Studiums arbeitete er im Atelier Le Corbusiers und fand seine Wurzeln in der Architektursprache der klassischen Moderne; insbesondere Mies van der Rohe wurde zu einem seiner großen Vorbilder. Ende der 50er Jahre realisierte er in Paris seine ersten Bauten, bei denen es sich allesamt um Stahl-Glas-Konstruktionen handelte.
Seinen Durchbruch aber hatte er, als ihn 1963 die Fünfte Republik unter Georges Pompidou mit der Planung einer touristischen Retortenstadt bis dahin unbekannten Ausmaßes beauftragte: „La Grande Motte“ im Languedoc-Roussillon.
Balladur hatte bei „La Grande Motte“ - inspiriert durch eine Reise nach Brasilia 1962 - zum Werkstoff Beton zurück gefunden: Er war fasziniert von der Architektur Oscar Niemeyers und der freien Formbarkeit des Betons.
Auf einem 1.200 Hektar großen Areal in der Nähe von Montpellier entstand bis 1967 mit den berühmten pyramidenförmigen Appartmenthäusern, Restaurants, dem Yachthafen und einem Golfplatz eine der ersten Bastionen des Massentourismus.
In den folgenden Jahren realisierte Balladur auf der ganzen Welt Hotels, Universitätsbauten sowie Krankenhäuser.