Als der verstorbene Berliner Architekt Michael Mussotter vor Jahren im Auftrag der PVC-Industrie gebeten wurde, für einen Architekten-Kongress eine Führung durch Berlin zu konzipieren, führte er die verblüfften Teilnehmer zu zwei markanten Siebziger-Jahre-Bauten: Zum Umlauftank von Ludwig Leo und zum Bierpinsel von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte. Beide Gebäude befinden sich heute in einem desolaten Zustand. – Der Architekt Ralf Schüler ist am vergangenen Donnerstag gestorben (siehe BauNetz-Meldung vom 28. Oktober 2010 zu seinem 80. Geburtstag).
Das Ehepaar Schüler/Schüler-Witte lernte sich im Architekturstudium an der TU Berlin kennen, wo sie bei Bernhard Hermkes studierten. Mit ihren ersten Großauftrag machten sie sich selbständig: Sie bauten den Verkehrsknoten an der Steglitzer Schlossstraße, bestehend aus dem Kreuzungsbahnhof Schlossstraße für die U-Bahn, der Tiburtiusbrücke, die die Einkaufsmeile Schlossstraße überspannt, und eben jenem Turmrestaurant, das im Volksmund den Namen „Bierpinsel“ bekommen hat. Die Anlage ist Monument für den Westberliner Größenwahn der Verkehrspolitik zu Mauerzeiten: Die Autobrücke ist überdimensioniert, und die U-Bahnlinie 10, die hier die Linie 9 treffen sollte, ist nie gebaut worden. Eine kürzlich veröffentliche wissenschaftliche Untersuchung (PDF-Download) argumentiert für die Unterschutzstellung des Ensembles nach dem Berliner Denkmalschutzgesetz.
Ebenfalls nicht unter Denkmalschutz steht das Lebenswerk der Architekten Schüler/Schüler-Witte: das Internationale Congress-Centrum ICC. Ein immer wieder ins Spiel gebrachter Abriss scheint zur Zeit abgewendet zu sein (dafür wird die denkmalgeschützte Deutschlandhalle abgerissen). Den Tod des Architekten Ralf Schüler sollte Berlin zum Anlass nehmen, das ICC als Hauptwerk der abgeschlossenen Epoche der Westberliner Nachkriegsarchitektur dauerhaft zu schützen. (-tze)
Zum Thema:
PDF Verkehrsknoten Steglitz: www.isr.tu-berlin.de
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gerade als | 18.03.2011 11:47 Uhrarchitekt
ja, bloss nur das gefällige, unproblematische unter denkmalschutz stellen, das wäre die lösung. was das für ergebnisse liefert zeigt ja gerade die sache PdR/"Schloss". gerade als architekt sollte man da weiter denken. gerade in berlin. gerade wegen der fehler.