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15.12.2016
Bau und Überbau
Zum Haus der Kunst München
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@R.Liebig | 16.12.2016 10:40 UhrWer baut für wen?
Und was, wenn die Menschen nicht einfach dumm sind, sondern wohlmöglich rechts außen landen, weil sie gegenüber einem "gepredigten Ideal mißtrauisch" sind, das für sie persönlich seine Versprechen nicht einhält? Weil beispielsweise kulturelle und gesundheitliche Infrastruktur zurückgebaut wird und der Job schlecht bezahlt ist?
Wirkt das architektonische Symbol mit einer solchen Intention nicht vielleicht arrogant? Zumal der NSU-Prozess die selbstverständliche moralische Integrität der Staatsorgane in Frage stellt...
7
simple | 16.12.2016 10:28 Uhras that
Die leidige Nazi Diskussion zum hundertsten Mal aufgewärmt und wie üblich mit der gebotenen Seriosität geführt. Lassen wir doch mal die moralische Keule zuhause und seien wir mal ehrlich: einigen gefällt der Bau, anderen eben nicht – simple as that!
Sich auch zum hundertsten Mal aufregen zu dürfen und entsprechend dem persönlichen Geschmack zu äußern ist Teil der Demokratie und auch gut so. Mehr ist es aber nicht.
...ist es eigentlich ein überzeugender demokratischer Akt den nächstbesten VW Käfer / KDF Wagen zu zerbeulen?
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R. Liebig | 16.12.2016 08:52 UhrBau und Überbau, Haus der Kunst in München
Das schwierige Erbe der nationalsozialistischen Vergangenheit bewahren, transformieren oder entlarven als hohle Geste größenwahnsinniger Machtpolitik? Die Wirkungsintention nationalsozialistischer Architektur lässt sich in der Tat an diesem Gebäude in Reinkultur nachvollziehen. Doch wie soll man den immer wieder drohenden Vereinnahmungstendenzen rechter Populisten vorbeugen? Durch feinsinnige Rhetorik oder mit dem Dampfhammer? Die Mündigen und gut Informierten können mit dem ersteren gut umgehen. Die weniger Gebildeten werden wohl eher das Plakative verstehen... Für wen bauen wir?
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Hans | 15.12.2016 18:19 UhrFragwürdig
Die seltsame Begründung, man müsse quasi aus aufklärerischen Gründen diesen Bau wieder in den Ursprungszustand versetzen, kann doch nicht ernst gemeint sein. Genau das ist das wirkliche Verstecken, das Verstecken hinter undurchdachten Phrasen.
im Übrigen ist der Bau historisch schauderhaft und ästhetisch geschmacklos und peinlich.
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latimer | 15.12.2016 17:10 UhrHaus der Kunst
Einerseits ist bereits die Nutzung für Moderne Kunst die beste Antwort auf die ursprüngliche Intention und den Ausdruck des Gebäudes. Andererseits muss die Frage gestellt werden dürfen, ob die Wiederherstellung der "ursprünglicheen" städtebaulichen Situation nicht zu Missverständnissen führen muss.
Die Bauten des alten Rom wurden auch Teil neuer und größerer Strukturen, wurden umgebaut, umgenutzt und sind gerade damit Zeitzeugnisse, die Veränderung positiv aufnehmen und die teils blutige Geschichte in der Vergangenheit stehen läßt.
Wenn man nun ein Gebäude der Stadt "zurückgeben" will, weil es "keine Bedrohung" mehr darstellt, muss auch echte Veränderung erlaubt sein, wäre bei der gestellten Aufgabe sogar geboten, insbesondere, weil der Bau weder baukünstlerisch noch als Ausstellungsbau wirklich überzeugt.
Die weitgehende "Restauration" erscheint mir daher sehr fraglich zu sein. Sie stellt keine neuen Qualitäten her, sondern verweist nur in die Vergangenheit - eine verpasste Chance!
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Pekingmensch | 15.12.2016 16:19 UhrDenk Mal
Volle Zustimmung. Chipperfields Ansatz ist richtig und legitim. Das Gebaeude ist aufgrund des guten Erhaltungszustands - innen wie aussen - ein wertvolles Denkmal der Zeitgeschichte. Nur weil uns die Vorgeschichte des Gebaeudes Unbehagen bereitet, gibt uns das noch lange keine Legitimation, dass Denkmal zu stoeren oder gar partiell zu zerstoeren. Im Gegenteil, das Unbehagen ist Teil des ideellen Denkmalwerts. Eine souveraene Demokratie braucht den Bruch eben gerade nicht, denn sie ist stark genug, das Unbehagen auszuhalten und damit umzugehen. Der gewollte Bruch, die 'Demokratisierung' mit der Brechstange, ist insofern ein Zeichen der Schwaeche.
2
Martin Kley | 15.12.2016 16:03 UhrBitte keine Symbolarchitektur!
Nürnberg und Dresden sind hervorragende Beispiele gutgemeinter Symbolarchitektur, die ihr Ziel am Ende nicht erreicht. Gerhard Matzig propagiert die von ihm selbst angeprangerte Architektur des "größten gemeinsamen Nenners" als Ergebnis politischer Entscheidungen. Es ist zu hoffen, dass die Entscheidungsträger ihren Weg unbeirrt fortsetzen und Chipperfields Sicht der Dinge weiterhin vertrauen.
9
claus | 18.12.2016 17:47 Uhrsimple leere
vor die frage nach form bzw. formlosigkeit von demokratie sah sich ja bereits die junge
weimarer demokratie gestellt. sie reagierte der schaffung der stelle des reichskunstwartes, um der republik eine sichtbare form zu geben und das keiserreich auch visuell abzulösen -das in frau falbes kommentar erwähnte werk "monumente der macht" ist wirklich sehr aufschlussreich!
vielleicht macht man es sich auch zu leicht, wenn man das vorherige gutmeinend zersägt, dekonstruiert oder neue teile durch die fassade schiebt. und ja, sicher muss eine demokratie auch immer mit dem umgehen was vorhanden ist, sonst ist es keine echte demokratie.
adenauer sah sich vor knapp 70 jahren vor dem selben problem.
Allerdings handelt es sich hier ja nicht allein um irgendein nachrangigen nazibau und der provinz.
das haus der ("deutschen") kunst ist ein zentrales gebautes wort der NS-kunst- und architekturpolitik. es fußt im miefigen dunkel der NS-ideologie.
der vergleich mit dem käfer ist hohl, sicher fußt dieser ebenfalls in der ns-zeit, doch ist dieses auto mit dem aufbruch der 50er jahre untrennbar konnotiert, das hat wohl kein nazi-bau in der weise geschafft. glücklicherweise.
was mich an dem umgang mit dem haus stört ist, noch vor chipperfields ansatz, die politische entscheidung eben kein offenes verfahren durchzuführen.
demokratie ist der streit um die beste lösung. dieser (wett)streit wurde per quasi freier vergabe umgangen. hoch lebe die bürokratie.
dass man sich am ende nicht mehr traut um ideen zu streiten und daher lieber nichts macht (respektive eine erhaltende maßnahme vorsieht), wirft, meines erachtens, kein gutes licht auf den zustand unseres systems und unserer gesellschaft.