Minimalistisch sind die Entwürfe, Gebäude und Möbeldesigns von Adolf Krischanitz, sorgfältig und ruhig. Und sie sind farbenfroh. Die bunt gestaltete Fassade der mittlerweile abgebauten Kunsthalle am Wiener Karlsplatz (1991/92) etwa schien sich nahezu gegen die Sachlichkeit der Architektur aufzulehnen. Beim Museum Rietberg in Zürich (2007) oder dem Novartis Campus in Basel (2008) sind es wiederum die feinen farblichen Nuancen, die durch die Spiegelungen und Brechungen von Glas entstehen.
Dass sein Stil vom Aufrührerischen zum Subtilen übergeht, passt, denn Adolf Krischanitz wird heute 70 Jahre alt. Krischanitz ist in der Schweiz, Österreich und Deutschland nicht einfach wegzudenken. Schon weil er mit seinen Museumsbauten – Kunsthalle am Wiener Karlsplatz, Museum Rietberg in Zürich, Temporäre Kunsthalle in Berlin – zumindest eine Weile an dem Gesicht wichtiger Großstädte in allen drei Ländern mitgefeilt hat. Zwanzig Jahre, von 1992 bis 2012, lehrte er zudem an der Universität der Künste in Berlin.
Prominent sind Umbau und Erweiterung der Wiener Secession (1986), die er gemeinsam mit Otto Kapfinger vornahm. Als ersten Schritt hin zur Museumsarchitektur sieht Krischanitz aber den Traisenpavillon in St. Pölten (1988/1989). Ursprünglich war das aus einem Zylinder und einem Rechteck bestehende Gebäude, eine Art überdimensionierte, dreigeschossige Vitrine, nur für ein Jahr geplant. Es hielt aber ganze zehn. Der Pavillon in St. Pölten ist schließlich ein Prototyp für weitere Kunsthallen geworden, die wie in Wien am Karlsplatz (1991/92) oder in Berlin am Schlossplatz (2007/2008) nur temporär waren und alle heute abgebaut sind. Dass das Passagenhafte dieser bunten, gerüstartigen Temporärarchitektur anecken kann, zeigte 1992 eine Kritik von Hans Haiser, der in der österreichischen „Presse“ den Wiener Bau als „beleidigend für das Auge“ beschrieb. In Berlin hingegen und viele Jahre später, erhielt Krischanitz für den kostengünstigen Kunstquader zwischen Protzdom und Schinkelklassizismus den Architekturpreis Berlin 2009.
Auch in seiner Heimat Österreich wurde Krischanitz vielfach ausgezeichnet: 1991 Preis der Stadt Wien für Architektur, 2002 Kulturpreis des Landes Niederösterreich, 2007 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, um nur einige zu nennen. Heute ist er bei den Großen, arbeitete zum Beispiel mit Herzog & de Meuron (Siedlung Pilotengasse in Wien, 1987-1992), dabei begann er als Student der späten Sechziger und frühen Siebziger bei Karl Schwanzer in Wien, als Freigeist: Gemeinsam mit Angela Hareiter und Otto Kapfinger gründete er 1970 die Gruppe „Missing Link“, die sich anhand experimentierfreudiger Entwürfe und Designs mit gesellschaftlichen Themen wie Umwelt, Verhaltensnormen und Alltagsräumen auseinandersetzte und eigentlich mehr Künstlergruppe als Architektentrio war. Bei den Möbeldesigns ist Krischanitz übrigens geblieben, wenn er für seine Projekte auch Barhocker oder Polstermöbel entwickelt. (sj)
Zum Thema:
Eine Retrospektive auf Adolf Krischanitz' architektonisches Werk ist im Buchformat bei Hatje Cantz erschienen:
Adolf Krischanitz
mit Beiträgen von Otto Kapfinger, Ákos Moravánszky, Gottfried Pirhofer, und Elisabeth von Samsonow
Deutsch, Englisch
Hatje Cantz, 2015.
288 Seiten, Hardcover
58 Euro
www.hatjecantz.de