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02.04.2013

Der Jüngste in der Gang

Zum 70. Geburtstag von Mario Botta


Er war stets der Jüngste in seiner Gang: Mit dem Geburtsjahrgang 1943 ist Mario Botta rund zehn Jahre jünger als seine Kollegen in dem losen Zusammenschluss der „Tessiner Schule“, zu der man noch Luigi Snozzi (1932), Livio Vacchini (1933-2007) Aurelio Galfetti (1936) und Andere zählt. Nun wurde Botta gestern 70 Jahre alt. Als einziger der Tessiner hat er eine Karriere hingelegt, die ihn zum internationalen Stararchitekten, zum brand architect, gemacht hat. Damit hat er sich allerdings auch am weitesten von den ursprünglichen Idealen seiner Kollegen entfernt.

Die „Tessiner“ sind erstmals 1975 mit der Ausstellung „Tendenzen“ in Zürich als zusammengehörig wahrgenommen worden. In den 80er Jahren dann waren sie ein weltweit beachtetes Phänomen einer neuen, regionalen Architektur. Gebaut wurden zunächst hauptsächlich Einfamilienhäuser, dazu öffentliche Bauten wie Schulen. Aus dieser Situation heraus startete Botta seine große Karriere, die ihn unter anderem auch zum Designer von formschönen Haushaltsgefäßen machte.

Die Tessiner waren ursprünglich angetreten, um der hemmungslosen Zersiedelung ihrer Heimat durch planlose Kommerzbauerei entgegenzutreten. Sie bedienten sich dabei städtebaulich der Lehre Aldo Rossis von der „Lektüre“ der Stadt und gestalterisch einer corbusianisch geprägten Sichtbetonmoderne.

Der gelernte Bauzeichner Mario Botta studierte 1964-69 in Venedig Architektur und machte sein Diplom bei Carlo Scarpa. Kurz nach dem Tod Le Corbusiers arbeitete er als Praktikant in dessen Atelier in Paris an dem unrealisierten Entwurf für das Hospital in Venedig. Schon ab 1965, im Alter von 22 Jahren, realisierte Botta eine Villa in Stabio, die als eine reine Hommage an Le Corbusier ausfiel. Bald darauf entwickelte Botta seinen eigenen Stil, den er zum Markenzeichen ausbaute.

Wie sein zweites großes Vorbild Louis Kahn verwendete Botta stereometrische Volumina wie Quader und Zylinder, die er oft plakativ einschnitt oder aushöhlte. Er schreckte auch nicht vor gleichförmigen Wiederholungen seiner Elemente zurück, so schon früh bei seiner Schule in Morbio Inferiore (1972-77), später dann bei großen Palästen für Banken und Firmen. Seine frühen Einfamilienhäuser wie die in Riva San Vitale (1971-73), Pregassona (1980-81),  Stabio (1981) oder Morbio Superiore (1983-84) zählen zu den originellsten Villenentwürfen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bottas Fassaden sind oft durch Streifenmuster geprägt, die er durch die Kombination verschiedenfarbiger Betonsteine erzielte.

Mit Kirchen und Museen wurde Bottas Werk dann international – unter anderem mit der  Kathedrale von Evry (1988-90), der Stadt- und Landesbibliothek in Dortmund (1988-90), dem San Francisco Museum of Modern Art (1990-95), dem Museum Tinguely in Basel (1995-96) und dem Samsung-Kunstmuseum Leeum in Seoul (1995-2004).

Mario Botta war maßgeblich an der Gründung der Architekturfakultät an der Universität der italienischen Schweiz in Mendrisio beteiligt, die er seit 2011 leitet. Im selben Jahr hat er auch seinen Bürositz von Lugano nach Mendrisio verlegt – scheint, als habe sich der jüngste und internationalste der Tessiner Architekten im Alter ganz in seine Heimatregion zurückgezogen. (-tze)


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Riva San Vitale (1971-73)

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Stabio (1981)

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MoMA San Francisco (1990-95)

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