Dass die Stadt Zürich ein Architekturzentrum bekommt, steht schon seit 2016 fest. Im Herbst soll das ZAZ nun im ehemaligen Museum Bellerive eröffnen. Im Februar beginnt die schrittweise Inbetriebnahme der von Alfred Breslauer erbauten großbürgerlichen Villa Bloch-Sulzberger aus dem Jahr 1931. Ab kommender Woche, so meldeten die Schweizer Zeitschriften Hochparterre und Archithese, werden Studenten der Zürcher Hochschule der Künste in der Villa arbeiten.
Im Jahr 2016 hatte der Zürcher Stadtrat entschieden, in der denkmalgeschützten Villa ein Architekturzentrum einzurichten. Im Dezember hatte die Stadt verkündet, das ZAZ bis 2021 mit 1,65 Millionen Franken, inklusive 1 Millionen Franken Mieterlass zu unterstützen. Bis 2017 waren in der Villa Teile des Museums für Gestaltung mit dem Schwerpunkt Kunsthandwerk untergebracht. Seit 2014 ist das Museum für Gestaltung im Toni-Areal ansässig und bezieht demnächst auch wieder sein renoviertes Stammhaus an der Ausstellungsstraße nahe dem Hauptbahnhof. Die Villa liegt am See, gleich neben Le Corbusiers Heidi Weber-Pavillon, der derzeit saniert wird, der Villa Egli, die für Künstlerresidenzen genutzt wird und dem Atelier Hermann Haller. Alle vier Bauten gehören der Stadt.
Organisiert wird das ZAZ über einen Trägerverein, dem der Architekt Dani Ménard als Präsident vorsteht. Die Geschäftsführung übernimmt eine Gruppe, die nach eigenen Angaben breite Kompetenzen in den Bereichen Ausstellungen, Vermittlung, Architektur und Gestaltung mitbringt und der die Architektin Florence Willi, Brigit Rufer vom Büro Rob&Rose, Martin Handschin vom Büro ImRaum und Selina Ingold angehören. Christian Schmid von der ETH, Christoph Bürkle und Mathias Heinz vom Architekturforum Zürich sowie Daniel Bosshard und André Bideau vom BSA sind ebenfalls involviert.
Hinter dem ZAZ stehen also gleich vier Zürcher Architekturinstitutionen: das spenden- und mitgliederfinanzierte Architekturforum Zürich, das Departement Architektur der ETH Zürich sowie die Berufsverbände BSA Zürich und SIA Zürich. Dass die vier Institutionen nun an einem Ort zusammen arbeiten, ist ein Novum in der Stadt. Einerseits bestehen sie mit ihrem jeweils eigenen Profil und den teils konkurrierenden Interessen weiter, andererseits wollen sie im ZAZ gemeinsame, bisher noch nicht definierte Ziele verfolgen.
Nicht alle sind von den ZAZ-Plänen uneingeschränkt begeistert. Von einem „Geburtsfehler“ spricht Hubertus Adam, der ehemalige Direktor des Schweizerischen Architekturmuseum Basel. Die Stadt habe es versäumt, einen Masterplan für alle vier in städtischem Besitz befindlichen Bauten am See zu erarbeiten, beziehungsweise eine handlungsfähige Leitung für das ZAZ einzusetzen. So stehe dem Trägerverein ein ermüdender basisdemokratischer Selbstfindungsprozess bevor. 1,6 Millionen Franken städtische Unterstützung seien nicht viel Geld, wenn man bedenke, dass 1 Million davon Mieterlass sind. Außerdem sei der Ort nicht optimal. Die Villa hat viele kleine Räume. Die sind schwer zu bespielen. Die Lage am See ist zwar für Touristen im Sommer attraktiv, für die Zürcher und ihre Architekten aber eher weniger, so Adam. Jammern auf hohem Niveau? Sicher ist: Das ZAZ wird eine kommunikative Herausforderung – für Stadt, Verein und Besucher gleichermaßen. (fm)
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LAMAA | 01.02.2018 18:21 UhrALTE HÜLLE, NEUE NUTZUNG
Sehr schön; genau der richtige Standort, um Architektur den Bürgern nahe zu bringen!
Viel Glück bei der Umsetzung