Die Gemeinde Innichen im Südtiroler Hochpustertal hatten wir bisher nicht auf unserer architektonischen „Mind Map“ verzeichnet. Mit der Eröffnung des neuen Zivilschutzzentrums nach Plänen von AllesWirdGut (Wien), die am zweiten Maiwochenende 2008 stattfand, wird dies nun anders – beziehungsweise gut. Das Büro hatte einen entsprechenden Wettbewerb im Jahr 2003 gewonnen.
Am östlichen Ortsrand gelegen, beherbergt das Zivilschutzzentrum die Einsatzkräfte von Freiwilliger Feuerwehr, Weißem Kreuz und Bergrettungsdienst. Zudem sollte hier ein großer Parkplatz umstrukturiert und erweitert werden, der die Autos von der Gemeinde fernhält, aber dennoch eine gute Anbindung an das Dorf bietet. Eine wichtige Aufgabe war die städtebaulich-landschaftliche Integration des riesigen Baukörpers in seine Umgebung: Die erforderliche Baumasse betrug etwa das zehnfache der umgebenden Bebauung. Die Architekten „schoben“ daher das Zivilschutzzentrum in den Nordhang hinein. Die untere Ebene befindet sich nun auf dem bestehenden Parkplatzniveau, die obere verläuft auf gleicher Höhe wie die Gemeindestraße. Die Kubatur wurde entsprechend dem jeweiligen Hintergrund angelegt: Von Süden erscheint das Gebäude zweigeschossig und entspricht damit dem umliegenden Geländeverlauf mit steiler Böschung, von Norden sieht man einen eingeschossigen Baukörper, der noch dazu in zwei Körper geteilt ist, und sich damit der kleinteiligeren Umgebung annähert.
Durch diese Gliederung kehrt sich die innere Gebäudeorganisation um: Garage und Fahrzeughallen liegen auf der oberen Ebene der Straße, Personal- und Aufenthaltsräume sind im Erdgeschoss untergebracht und meist zum Parkplatz hin ausgerichtet. Oberlichter, Belichtungs- und Innenhöfe sorgen besonders hier für ungewöhnliche Tageslichtsituationen, die die Dunkelheit in der Tiefe des Gebäudes und zum Hang hin ausgleichen sollen. Aufmerksamkeit erfuhr auch die Planung des Parkplatzes, der gleichzeitig als Park dient: Einerseits wurden hier befestigte Verkehrsflächen angelegt (Asphalt und Rasensteinpflaster im Sandbett), andererseits sorgen Schotterstreifen und Hecken zwischen den befestigten Flächen für so genannte „Sickerkoffer“, hier gibt es zudem einen Kinderspielplatz und Sanitäranlagen. Eine neue, besonders breite Fußgängerbrücke stellt die Anbindung an die Gemeinde her und bietet gleichzeitig eine Terrasse über der Drau.
Die Verkleidung des Zivilschutzzentrums – auch des Dachs – erfolgte mit oxydiertem Kupferblech. Auf Grund von Flächenheizungssystemen und einer kontrollierten Belüftung der Aufenthaltsräume mit Wärmerückgewinnung erreicht das Gebäude Niedrigenergiestandard.
Bildnachweis: Hertha Hurnaus (1+2), AllesWirdGut (3)
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jürgen müller b | 14.05.2008 21:47 Uhralles wieder gut geworden!
ich liebe die arbeiten von awg. auch hier wieder ein gelungenes haus, dessen volumen man wirklich nicht als riesig annimmt. (jedenfall den fotos nach zu urteilen) gratulation und viele weitere archikturen von euch bitte!