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24.10.2022
Alles Performance
Zentrum für Tanz in Helsinki von JKMM und ILO
Der ehemalige Industriestandort Salmisaari im Südwesten Helsinkis ist Anfang des 20. Jahrhunderts künstlich durch Aufschüttungen und Verbindung mehrerer kleiner Inseln als Teil des Hafengebiets entstanden. Heute liegt er dicht am Zentrum der finnischen Hauptstadt. Mitte der 1980er Jahre begann – initiiert durch einen Planungswettbewerb für neue Wohn- und Bürobebauungen – die Transformation des Hafenviertels in ein gemischtgenutztes Quartier mit Geschäftszentrum, Gastronomie, Parks, Sport- und Kultureinrichtungen. Die lang gestreckten, fünf- bis siebengeschossigen Gebäude der ehemals größten finnischen Fabrik für Seekabel aus den 1940er Jahren wurden um 1990 zum bedeutenden Kulturzentrum mit Museen, Galerien, Ateliers, Proberäumen und Kunstschulen umgebaut. Jetzt wurde die Kabelfabrik ein weiteres Mal grundlegend überarbeitet und um ein neues Zentrum für Tanz ergänzt. Der 2022 fertiggestellte Neubau entstand in Zusammenarbeit der beiden in Helsinki ansässigen Architekturbüros JKMM und ILO im Auftrag des stadteigenen Immobilienunternehmens KAAPELI für insgesamt 34,8 Millionen Euro.
Das neue Gebäude für Tanz – Tanssin Talo – ist durch einen hallenartigen, verglasten Eingangshof mit dem Altbau verbunden und umfasst auf rund 7.000 Quadratmetern Fläche unterschiedliche Bühnen mit zeitgemäßer Technik, darunter zwei Black-Box-Theaterräume, kleinere Aufführungs- und Übungsräume sowie die „Erkko Hall“, den derzeit größten Saal für Tanzaufführungen in den nordischen Ländern. Der flexible Raum bietet Platz für 1.000 Zuschauer und besitzt ein mobiles Teleskop-Sitzsystem. Auditorium, Bühne und Seitenbühne lassen sich trennen und zu drei Veranstaltungsräumen umbauen. Die alte „Pannu Hall“ der Kabelfabrik wurde in einen kleineren Black-Box-Theaterraum umgestaltet, der über ein modulares und verschiebbares System mit bis zu 400 Plätzen verfügt. Die unterschiedlichen Bühnen eignen sich gleichermaßen für verschiedene Formen von Tanz, Zirkus, andere darstellende Künste sowie jede Art von Performance.
Die Architekten beschreiben ihr Gebäude als „riesige moderne Tanzmaschine“, die auch formal von Prinzipien des Tanzes – Schwerkraft, Leichtigkeit, Gewicht des menschlichen Körpers – inspiriert wurde. Die beiden unterschiedlich gestalteten „schwebenden“ Metallfassaden aus Sandwichpaneelen mit kontrastierenden Oberflächen aus einerseits rauem, rostigem Stahl, andererseits glänzendem Edelstahl dienen als kulissenartige Reflexions- und Lichtflächen für den davor liegenden Platz. Auch die Innenräume sind kontrastreich gestaltet mit robusten Oberflächen aus Stahl und Beton, spiegelnden Oberflächen und auffälligen Farben. In der Lobby arbeitet die interaktive Installation „The Other“ der Künstlerin Eetu Huhtala mit Bewegung, Licht und Schatten. (uav)
Fotos: Marc Goodwin, Hannu Rytky, Pauliina Salonen, Tuomas Uusheimo, Peter Vuorenrinne
Zum Thema:
JKMM sind in den letzten Jahren durch ihre ungewöhnlichen Bibliotheks-, Museums- und Universitätsbauten aufgefallen und haben den finnischen Pavillon für die Expo Dubai 2020 gestaltet.
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