Das südthüringische Eisenach ist eng mit dem Wirken Martin Luthers verbunden, sein Name begegnet einem hier auf Schritt und Tritt. So verwundert es wenig, dass auch der neue Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) der Wartburgstadt seine Passagiere mit einem Ausspruch des Reformators begrüßt: „Weißes sieht man besser, wenn man Schwarzes dagegen hält.“ Das Zitat an der Fassade des Servicegebäudes kann auch als eine Art Motto des neuen Verkehrsbaus gelesen werden, denn die hochmoderne und des Nachts hell erleuchtete Anlage steht in klarem Kontrast zum Altbaubestand der Umgebung. Entworfen hat den barrierefreien ZOB das Weimarer Büro Osterwold°Schmidt Ex!pander Architekten , nach rund 15 Monaten Bauzeit wurde er im Sommer diesen Jahres eröffnet.
Die Zusammenlegung der zuvor räumlich getrennten Bahnhöfe für den Stadt- und Überlandverkehr auf dem Gelände des ehemaligen Regionalbusbahnhofes in direkter Nachbarschaft zum Fernbahnhof der Deutschen Bahn war Eisenachs größtes Bauvorhaben und wichtigstes Infrastrukturprojekt der letzten Jahre. Das Land Thüringen stellte dafür eine umfangreiche Förderung von 5,8 Millionen Euro bereit – bei Gesamtkosten von 6,8 Millionen Euro. Im Rahmen des Bauvorhabens wurde das rund 6.000 Quadratmeter umfassende Gelände komplett neu gestaltet und strukturiert – in städtebaulicher, verkehrstechnischer und funktionaler Hinsicht.
Einige schon lange leer stehende Bestandsgebäude des alten Busbahnhofs sowie eine Tankstelle verschwanden und eine ganze Straße wurde verlegt, um ausreichend Platz zu schaffen. Gleichzeitig ging es auch darum, den Weg zur Bahn so kurz wie möglich zu halten. Fünf überdachte Bussteige mit insgesamt 17 Haltebuchten und einer Mittelinsel bilden nun den neuen Verkehrsknotenpunkt. Ausgeführt ist er als Stahlkonstruktion, die mit hellgrau beschichteten Aluminiumtafeln verkleidet wurde. Das farblich ähnlich gehaltene Streckmetall unter den Überdachungen zieht sich an der Südseite der sonst offenen Anlage bis hinunter zum Boden. Dadurch bildet sich hier eine Abschirmung zur dahinterliegenden Wohnbebauung.
Die Z-förmig auskragenden Dächern der Haltesteige, die nicht nur dem Witterungsschutz dienen, sondern auch für eine dynamischen Raumwirkung sorgen, und die schlanken spiegelnden Stützen, auf denen sie ruhen, bilden das Charakteristikum des Busbahnhofs. Sein Eingang wird unmissverständlich durch einen „Kopfbau“ markiert, der an einen Altbau an der Ecke zur Bahnhofsstraße „andockt“, wie es die Architekten formulieren. Das zweigeschossige Servicegebäude mit markantem Dachaufbau und großen Glasflächen nimmt Auskunft, Toilettenräume und Wartezone sowie außenliegend einen überdachten Abstellbereich für Fahrräder auf. (da)
Fotos: Steffen Michael Gross
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
0815 Architekt | 15.12.2017 17:26 UhrChromstützen
Naja! Die verdrecken so richtig schön. Und wie war das noch mit Chrom und Arbeits-/Umweltschutz? Net so doll...
Davon abgesehen: Städtebaulich ist die Bushaltestelle als Blockrandabschluss für mich ein Desaster...
Was die Formensprache angeht: Mir waren die Dachtragwerke von Bus- und Bahnstationen lieber, die was eine gewisse Logik im Tragwerk bei der Formgebung umgesetzt haben...