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14.10.2015
Supurbia
Zehn Ideen für die Londoner Wohnungskrise
Ein Bett in einer Holzhütte im Wohnzimmer einer Wohngemeinschaft für über 600 Euro, Garagen, die für umgerechnet 730.000 Euro den Besitzer wechseln: London hat eine Wohnungskrise. Das ist nicht Neues, aber solche Anzeigen, die kürzlich in sozialen Netzwerken zirkulierten und schnell Medienpräsenz erlangten, halten uns in gewissen Abständen auf dem Laufenden.
Die geringe Dichte einer zweigeschossigen Wohntypologie, gekoppelt mit einer Neubautätigkeit, die in keinem Verhältnis mit dem jährlichen Bevölkerungszuwachs steht, bewegen die unsichtbare Hand. Die vom HomeLet Rental Index ermittelte Durchschnittsmiete bei Neuvermietungen in London lag im August bei über 2000 Euro. Wie das zusammen mit der neoliberalen Wohn- und Sozialpolitik auf der Insel im Verhältnis zu einer sozialen Segregation in der Hauptstadt steht, ist bekannt.
New London Architecture (NLA) – Londons Diskussionsforum für Belange der Stadtentwicklung – lobte im Juni diesen Jahres in Kooperation mit dem Londoner Bürgermeister einen Ideenwettbewerb aus, um dem Wohnungsmangel abzuhelfen. Es gingen 200 Einreichungen von Architekten, (Fach)planern und Immobilienexperten sowie Investoren aus 16 Ländern der Welt ein, dabei Architekten aus renommierten Büros wie Rogers Stirk Harbour and Partners, Grimshaw oder dRMM. Nach einer Vorselektion von 100 Projekten wurden diesen Montag zehn Finalisten nominiert, die von einer Arbeitsgruppe der Greater London Authority aufgenommen werden, um zu überprüfen, sollen wie sich ihre Ideen auf spezifischen, realen Grundstücken der Metropole umsetzen lassen würden.
Finalisten:
- Patrick J.A. Massey CZWG: „The Urban Darning Project“
- Bill Price, WSP Parsons Brinckerhoff: „Housing over public assets“
- HTA Design LLP: „Supurbia“
- Natasha Reid Design: „Intimate Infrastructures“
- Floating Homes Ltd und Baca Architects: „Buoyant Starts“
- David Kroll: „Investing in London’s Future by Learning from its Past“
- GL Hearn part of Capita Ltd: „Mega Planning, Beyond 2050 – MegaPlan for a MegaCity“
- THE ATAL TEAM: „ATAL Opportunity Areas“
- Pitman Tozer, LB Enfield und Naked House: „Making more with less: unlocking leftover land for generation rent“
- dRMM Architects: „Wood Blocks“
Auf dem Wasser bauen (Floating Homes Ltd und Baca Architects), die Schaffung einer Mega-City (GL Hearn), oder Aufbauten auf öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser und Schulen (Bill Price, WSP Parsons Brinckerhoff) – im Zentrum der Überlegungen stand offensichtlich die Erhöhung der Wohnraumdichte. Allerdings sind die Konzepte etwas in die Jahre gekommen und man vermisst die große Vision.
NLA ist eine Organisation, die an der Schnittstelle zwischen öffentlichem Zweck und privatem Interesse operiert und deren Aktivitäten – Ausstellungen, Diskussionsabende, Preise und Wettbewerbe – nicht selten an ein unternehmerisches Interesse Dritter gekoppelt ist. Bei diesem Wettbewerb geht es letztendlich auch um potenziell große Auftragsvolumen. Es überrascht daher vielleicht nicht, dass sich unter den Finalisten auch zwei Sponsoren von NLA – die Immobilienexperten GL Hearn und Fachplaner WSP Parsons Brinckerhoff – befinden. Die Überraschung über eine – in Anbetracht eines Problems dieser Brisanz – eher unterdurchschnittliche Auswahl lässt sich vielleicht so erklären.
Sehen kann man alle 100 Projekte vom 15. Oktober bis zum 17. Dezember 2015 im Rahmen einer Ausstellung in den Räumlichkeiten von NLA im Building Centre in London. (df)
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Baca Architects und Floating Homes Ltd: „Buoyant Starts“
Natasha Reid Design: „Intimate Infrastructures“
Bill Price, WSP und Parsons Brinckerhoff: „Housing over public assets“
dRMM Architects: „Wood Blocks“
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