Die documenta fifteen biegt mit dem jüngsten Skandal um die Propaganda-Filmschau Tokyo Reels auf die Zielgerade ein – inklusive problematischer Statements aus dem Umfeld des Kurator*innen-Kollektivs Ruangrupa. Der Kunstschau, die durchaus ihre Stärken hat, tut das Leitungsteam damit keinen Gefallen. Denn das demonstrative Festhalten an tatsächlich fragwürdigen Werken schadet gerade jenen Künstler*innen und Kollektiven, die die 15. Ausgabe trotz allem zu etwas Besonderem (hier unser Spaziergang durch Kassel) gemacht haben.
Dazu zählt unbedingt das Berliner Zentrum für Kunst und Urbanistik – ZK/U, das sich zur Eröffnung der documenta im Juni performativ auf den Weg nach Kassel gemacht hatte. Als Gefährt wählte das ZK/U das einstige Vordach seines Gebäudes in Berlin-Moabit. Ohne den Einsatz fossiler Energien wollte man nach Kassel schippern. Während der Fahrt sollte ihr „Citizenship“ zu einem Katalysator des zivilgesellschaftlichen Dialoges werden, was tatsächlich auch gelang. Angesichts der monatelangen Trockenheit kam es dann jedoch, wie es kommen musste: Wegen niedriger Pegelstände im Sommer blieb das Boot schließlich in der Nähe von Rinteln in Niedersachsen hängen.
Nun hat das Kollektiv angekündigt, das große Ankunftsfest in Kassel am Abschlusswochenende der documenta trotzdem zu feiern – auch ohne Boot. Für Matthias Einhoff vom ZK/U macht das Scheitern der Reise die Geschichte der Citizenship sogar noch stärker, wie er kürzlich im Gespräch mit Monopol erklärte. Schließlich stehe die Reise nun ganz unmittelbar im Kontext des Klimawandels.
Das große Ankunftsfest steigt am Samstag, 24. September 2022 am Hiroshima-Ufer am Rande der Karlsaue. Ab 17 Uhr werden dort Künstler*innen, Musiker*innen und Aktivist*innen zusammenkommen. Alle haben sie die Reise der Citizenship in den vergangenen Monaten begleitet.
Darüber hinaus wird das ZK/U – wie auch andere Kollektive und Künstler*innen – schon in den Tagen zuvor ein dicht gepacktes Programm bieten. Ein Besuch auf den letzten Metern dürfte sich also noch lohnen. (sb)
Termin: 24. September 2022, ab 17 Uhr
Ort: Hiroshima-Ufer, Auedamm, 34121 Kassel
Zum Thema:
www.documenta-fifteen.de
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menschmeier | 19.09.2022 23:14 Uhr#Peter
Die Kunst ist tot.
Lang lebe die Kunst!