Bereits zum elften Mal wird in diesem Jahr der Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst verliehen – und der Preisträger 2018 heißt Yona Friedman. Mit ihm würdigt die internationale Jury „einen Giganten unter den Architekten“, der zugleich seit Jahrzehnten als prägender Stadttheoretiker, Designer und Lehrender wirkt, dabei stets „kompromisslos in seiner Präzision und visionär in seinem Denken“. Mit seinem poetischen Ansatz bewegt sich Friedman virtuos zwischen den Disziplinen: Nicht nur im Feld der Architektur hat er Maßstäbe gesetzt, sondern auch in den Bereichen Theorie, Film und Kunst. Seine Zeichnungen und Modelle waren unter anderem auf der documenta 11 zu sehen.
Die alle zwei Jahre im Wechsel vergebene und mit 55.000 Euro dotierte Auszeichnung ehrt herausragende experimentelle und innovative Leistungen im Geiste Friedrich Kieslers. Der 1890 in Österreich-Ungarn geborene und 1965 in New York verstorbene Architekt, Künstler und Designer wurde insbesondere mit seinen Bühnenbildern und Ausstellungsdisplays der Zwanzigerjahre bekannt, darunter die in Wien 1924 realisierte spiralförmige Raumbühne.
Dass der Preis in diesem Jahr an Friedman geht, überrascht also nur insofern, als dass er den Preis nicht schon längst bekommen hat – man kann sich kaum einen passenderen Kandidaten vorstellen als den 1923 in Budapest geborenen Architekturutopisten. Seine avantgardistischen Konzepte und Ideen zu mobiler Architektur und dynamischen Megastrukturen – wie das 1958 veröffentlichte Manifest „L'Architecture Mobile“, das als Gründungsdokument der GEAM gilt, und sein Konzept einer modularen, von ihren Bewohnern flexibel gestaltbaren „Ville Spatiale“ – haben nicht nur Generationen von Architekten und Künstlern beeinflusst, sondern erlangen vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie zunehmende Migration und Nomadentum eine erneute Relevanz.
„Friedmans eigener biografischer Hintergrund als Migrant ist Grund dafür, dass seine Ideen und sein Engagement für eine zutiefst menschliche Architektur und Gesellschaft auf existenziellen Erfahrungen basieren und daher sein Werk auch als ein politisches qualifiziert“, so die Jury in ihrer Begründung. Friedman floh in jungen Jahren von Ungarn nach Israel, beendete dort seine Ausbildung und sammelte erste Erfahrungen als Architekt. Seit 1957 lebt und arbeitet er in Paris.
Er sei ein großerer Bewunderer Friedrich Kieslers, erklärt Yona Friedman in seiner Dankesrede: „Das erste Mal, dass ich sein Werk entdeckte, war seine Präsentation bei der Surrealisten-Ausstellung, von der ich den Katalog bereits gelesen hatte, bevor ich nach Paris kam. Dann sah ich seine Modelle für das ,Endless House‘ und verstand die Absicht dahinter – ich dachte, dass diese sehr ähnlich sei zu den Ideen, an denen ich damals arbeitete.“
Diese frappante Ähnlichkeit ist auch den diesjährigen Juroren Pedro Gadanho (MAAT, Lissabon), Rainer Fuchs (mumok, Wien), Dame Julia Peyton-Jones (Galerie Thaddaeus Ropac, London), Germano Celant (Prada Foundation, Mailand/Guggenheim Museum, New York), Angelika Fitz (Architekturzentrum Wien) sowie Hani Rashid und Peter Bogner von der Friedrich Kiesler Stiftung nicht entgangen. Ebenso freut sich Gernot Blümel, Österreichischer Bundesminister im Bundeskanzleramt für EU, Kunst, Kultur und Medien, darüber, „dass der diesjährige Kiesler-Preisträger in geradezu idealer Weise mit dem visionären Werk des Namengebers korrespondiert“. Er wird den Preis demnächst an Friedman übergeben. Der genaue Termin des Festakts wird noch bekanntgegeben. (da)
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barkow | 26.02.2018 11:00 UhrVille Spatiale
Maestro! Chapeau