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29.08.2019

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Platz ist in der kleinsten Lücke

Wolfgang Zehs schmales Haus in Köln


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Zwischen zwei Häusern einer denkmalgeschützten Blockzeile an der Hütterstraße in Köln war eine schmale Lücke übriggeblieben. Zu schmal, zu dunkel, zu eng an den Nachbarn, um sinnvoll genutzt zu werden; direkt gegenüber verläuft in sechs Meter Höhe die Bahntrasse von Köln nach Aachen, ein paar hundert Meter weiter liegt der Bahnhof Köln-Ehrenfeld. In den Bögen unter der Bahn: ein Afroshop, ein Schlosser, eine Schrotthandlung. Zwischen die Häuser hatte jemand irgendwann eine krumme Garage gezwängt, und es brauchte schon viel architektonische Fantasie, um sich hier etwas anderes vorzustellen.

„Gesucht haben wir nichts“, sagt der Kölner Architekt Wolfgang Zeh, der ein sechsgeschossiges Wohnhaus für seine Familie in die Lücke gebaut hat und dafür den einen oder anderen Architekturpreis erhielt, darunter eine Auszeichnung beim Deutschen Architekturpreis 2019. Im Jahr 2011 fanden Zeh und seine Familie ein Angebot für dieses Grundstück – und begannen, zu überlegen. Die lichte Breite zwischen den Brandwänden betrug drei Meter, das Grundstück ist zehn Meter tief, aber nur sieben davon durften bebaut werden. Hier wohnen?

Heute steht in der Lücke ein Haus mit Keller und Dachterrasse. „Die Räume sind klein“, sagt Zeh, „haben aber immer einen Bezug zu einem Raum darüber, darunter und zur Stadt.“ Die Familie musste genau überlegen, was benötigt wird: „Acht Quadratmeter reichen zum Arbeiten, zehn zum Wohnen, das Bad hat vier und das Kinderzimmer sieben.“ Das Erdgeschoss ist hohe Eingangshalle und Arbeitsraum in einem, die Schnittstelle zur Straße und zum kleinen Patio hinter dem Häuslein. Die Wohnräume liegen in den oberen Stockwerken mit Blick nach Süden, über die Gleise und auf die Stadt. Auf Höhe der Schallschutzmauer gegenüber befinden sich die Schlafräume und das Bad.

Das Projekt erforderte nicht nur Fantasie, sondern auch Geduld. Zwei Jahre lang plante Zeh allein die Treppe. Sie ist zwangsläufig das zentrale Element des Hauses, nimmt so wenig Platz wie möglich ein und schafft doch Bezüge und Verknüpfungen. Die Räume sind nicht einfach gestapelt, sondern greifen vertikal ineinander, sodass eine Art Drei-Zimmer-Haus auf sechs Geschossen entstanden ist. Auf dem Papier hat das Zeh'sche Haus 80 Quadratmeter Wohnfläche, aber es wirkt deutlich größer. Nach zwei weiteren Jahren stand der Rohbau. Vieles hat Wolfgang Zeh selber gemacht, denn vor dem Architekturstudium in Weimar absolvierte er bereits eine Ausbildung als Tischler. „Sein eigener Bauherr zu sein geht mit der Erkenntnis einher, dass Zeit ein wertvolles Gut ist“, schreibt Zeh. „Vor Ort zu entwerfen und Entscheidungen mit der Säge in der Hand zu treffen, das ist dafür Freiheit pur.“

Ob er denn nun fertig sei? Die Frage mag Zeh nicht so richtig. Immerhin: Das Haus wird von Familie und Büro bereits genutzt. „Das Bewohnen dieses Hauses ist sicherlich ebenso ein Prozess wie seine Realisierung.“, sagt er. (fh)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

12

MartyKu | 02.09.2019 10:00 Uhr

Lasst es

Preise regnen - für die richtige Zielgruppe ein traumhaftes Projekt!!!!

11

STPH | 02.09.2019 09:10 Uhr

Selbstversuch

das Spielfeld ist der gesamte Raum zwischen den Brandwänden. Die wohl dem Abstandsrecht geschuldeten Rücksprünge könnte man sich ja durch Komplettverglasung und Gitterbalkone zurückholen zum durchwohnen.

So ein Selbstversuch ist recht sportlich. Der maximale drohende Schaden ist der an den eigenen Fähigkeiten.

10

Camillo Sitte | 02.09.2019 08:49 Uhr

geile Hütte...

...architektonisch ein Kleinod!
Und außerdem, was soll das Gejammer, wer schön sein will muss leiden!

9

auch ein | 31.08.2019 15:21 Uhr

architekt

@ 201908301217

ich verstehe ihr geschwurble nicht...

8

201908301217 | 30.08.2019 12:25 Uhr

@nur eine Frage

Natürlich habe ich meine Privatsphäre geschätzt und sicher auch andersrum. Ich bezweifle aber, dass Herr Zeh das übersehen haben sollte. Und ich finde Ihren Einwand auch vollkommen berechtigt. Mich nervt nur diese Art der Kritik von "auch ein Architekt" sehr an, auf die mein Kommentar auch direkt bezogen war. Das hätte ich wohl weniger subtil zeigen können...

'Man hat ja keine wahl [...]' - Doch, der Architekt ist der eigene Bauherr und gleichzeitig Tischler, wir trauen ihm also sicher zu, die richtige Entscheidung der akustischen Verbindung der Räume getroffen zu haben und bei Bedarf sogar selbst was passendes zu zimmern.
'Als buero vielleicht ok [...] aber sonst?' - unfassbar.

Man kann nur zu Gute halten, dass beim Verfassen des Kommentars schon fast Feierabend war.

Ich hoffe, mehr Projekte dieser Art in Zukunft in Deutschland realisiert zu sehen, die mutig Konventionen in Frage stellen und das nicht nur durch Architekten, die für sich selber bauen...

7

nur eine Frage: | 30.08.2019 11:41 Uhr

@unfassbar

Wie war das denn als Sie in der Pubertät und älter waren, haben Sie Ihre Intimität gerne mit Ihren Eltern geteilt?

Ich persönlich habe ein Zimmer ohne direkte akustische und sichtbare Verbindung in das Schlafzimmer meiner Eltern durchaus zu schätzen gewusst - und ich schließe nicht aus, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte.
(Aber auch ich kann mich ja irren...)

Ich sags mal so: ich hätte diesen Punkt im Nachhinein fast schon gerne übersehen, denn an sich ist es – wie geschrieben – ein super Projekt und in der Tat durchaus inspirierend...

6

201908301023 | 30.08.2019 10:24 Uhr

Unfassbar

Unfassbar schönes Projekt!
Was hier manche Kommentatoren, die auch Architekten sind, dauernd am kritteln sind, erschließt sich mir nicht. In welchem Haus mit Stockwerken muss man denn keine Treppe benutzen? Der Verzicht auf einen Aufzug ist hier wohl nicht nur angemessen, sondern absolut notwendig, oder?
Welche Aussicht hätten Sie denn vor das Fenster im 1.OG entworfen?
Wer die Pläne lesen kann, versteht, dass die Aussage, jeder Raum habe einen Bezug zu einem Raum darüber oder darunter, kein Geschwurbel ist, sondern eher eine zurückhaltende Erklärung einer bescheidenen und sehr gelungenen Entwurfsidee ist.
Akustische Bezüge zwischen den Räumen eines Hauses sollen ja sogar für manche Menschen eine Art Intimität schaffen, hab ich gehört.
Aber auch ein Architekt kann sich mal irren...
-
Was mich brennend interessiert:
Wie schafft man es, eine so tolle Treppe ohne Handlauf, Absturzsicherung und dieser Wendelung baurechtskonform abgenommen zu bekommen? Die Planung selbiger hat ja nicht ohne Grund so lange gedauert... Hat jemand eine Erklärung?
-
Ich bin jeden- und ebenfalls inspiriert...

5

nur eine Frage: | 29.08.2019 17:33 Uhr

An sich toll!, aber

...verstehe ich es richtig, daß das Kinder"zimmer" eigentlich eine zum darunterliegenden Elternschlafzimmer/-bereich offene Galerie ist?

Wie wird das funktionieren, wenn das Kind größer wird und seinen auch schallmäßig privaten Rückzugsraum braucht und fordert?

Ansonsten aber große Klasse!
Beharrlichkeit zahlt sich aus...

4

Auch ein | 29.08.2019 17:18 Uhr

Architekt

Wieder das architektengeschwurbel:

„einen Bezug zu einem Raum darüber, darunter und zur Stadt“ .....

Man hat ja keine wahl durch alle stockwerke alles zu hören, der bezug zur stadt soll die aussicht aus dem 1.og sein? Na vielen dank.....

Als buero vielleicht ok (ausser wenn der prakti alle sprudelkisten ins 4.og schleppen muss.....aber sonst?

3

Nominativ | 29.08.2019 16:36 Uhr

Sehr gut.

erinnert mich gleich an brandlhuber in Berlin. Nur besser in der Ausführung. Die Isometrie hätte ich gerne als Plakat! Geht das, Herr Zeh? Zum Download auf Ihrer Seite?

Danke für dieses inspirierende Projekt jedenfalls.

2

Hans | 29.08.2019 15:55 Uhr

Boaaaah

Ist das schön, Wahnsinn. Kaum zu glauben, dass das tatsächlich mitten hier in Deutschland möglich ist. Ich glaube, Wolfgang Zeh wird in den nächsten Jahren noch ein ganz Großer, auf eine sehr eigene feine Art.

1

Lars K | 29.08.2019 15:37 Uhr

ist das aber

schöööön.

Ich weiß nicht, ob ich selber so vertikal leben wollte mit Blick auf die Bahn. Aber darum gehts ja nicht. Glückwunsch an Wolfgang Zeh!

 
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