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26.02.2025
Recycling im Martini-Block
Wohnungsbau von foundation 5+ in Kassel
Als 2014 die ehemalige Martini Brauerei aus Kassel wegzog, hinterließ sie ein zentral im vorderen Westen gelegenes Areal, das seitdem unter Aufsicht der MQ Projektentwicklungsgesellschaft zum so genannten Martini Quartier entwickelt wird: Das Alte Sudhaus wurde umgebaut und saniert, die vakanten Grundstücke im umgebenden Blockrand von lokalen Investoren und Genossenschaften mit Wohnraum bespielt. In Summe entstanden hier rund 240 Wohneinheiten, darunter ein Anteil von knapp 30 Prozent Sozialwohnungen. Die letzte Baulücke schloss das ortsansässige Büro foundation 5+ architekten kürzlich mit einem Wohnungsbau, dessen Ausstattung fast komplett aus wiederverwendeten Materialien besteht.
Das Büro hat seinen Hauptsitz im Quartier und wirkte am städtebaulichen Konzept, dem Bestandsumbau sowie fast allen Entwürfen für neu entstehende Wohnbauten mit. Um Büropartner Stefan Foitzik formierte sich die Baugemeinschaft U10, die das Grundstück im Westen des Blocks erwarb. Anspruch war es, ein möglichst emissionsarmes Wohnhaus zu errichten, dessen Bau als sogenanntes Reallabor dient. Das bedeutet konkret, dass hier verschiedene Hochschulen, unter anderem die FH Erfurt, das Verbauen recycelter Materialien erproben konnten.
Während die Konstruktion des Suffizienzhauses U10 aus neuem Massivholz besteht, ergab sich die restliche Gestalt aus der Verfügbarkeit übrig gebliebener Bauelemente: Naturschiefer und Wellblech waren bereits vormals verbaut, der Klinker ist gereinigtes Abbruchmaterial der Nachbarbaustelle und die für ein nicht realisiertes Projekt gefertigten Holzfenster konnten vor dem Downcycling gerettet werden. Die Beteiligten kümmerten sich selbst um Beschaffung des Materials und fragten Baustellen und Hersteller in der Nähe direkt an.
Entstanden ist ein in seiner gründerzeitlichen Nachbarschaft durchaus auffälliger Fünfgeschosser mit ebensovielen Wohneinheiten und einer außenliegenden Erschließung. Durch flexible Grundrisse soll die Wohnfläche von 610 Quadratmetern in bis zu neun Wohneinheiten geteilt werden können. Die Baukosten belaufen sich auf etwa 1,64 Millionen Euro. Zwar bildet die Summe teils Arbeiten der Beschaffung und des Einbaus recycelter Materialien ab. Viele Maßnahmen führten jedoch die Baugruppen und Hochschulen selbst aus, weshalb sie nicht in Rechnung gestellt wurden. (tg)
Fotos: Constantin Meyer
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