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09.04.2025
Frischer Wind für Windisch
Wohnungsbau von Studio Gugger
Textilwaren aus der Schweizer Gemeinde Windisch waren lange Zeit der letzte Schrei: 1828 gründete Unternehmer Heinrich Kunz hier, heute etwa 40 Autominuten westlich von Zürich, einen Spinnereibetrieb, der in den folgenden Jahrhunderten eine zentrale Rolle in der Schweizer Textilindustrie spielen sollte. Seit 2002 ist der Betrieb eingestellt und auf dem Kunzareal wird nun gewohnt, getippt und gezeichnet. Kürzlich steuerten Studio Gugger (Basel) einen Wohnungsbau bei, der laut eigener Aussage den Industriecharme des Quartiers aufgreifen soll.
Den Auftrag für den Neubau gab die HIAG Immobilien, die das Kunzareal nach Betriebsschluss kaufte und seitdem in ein modernes Stadtquartier umwandelt. Bisher sind schon vier Wohnbauten mit rund 200 Miet- und Eigentumswohnungen, Ateliers und Co-Working-Spaces sowie ein Wohnzentrum für Menschen mit Beeinträchtigung entstanden. Studio Gugger gewannen 2021 den geladenen Wettbewerb und wurden schließlich mit der Realisierung eines Wohnhauses betraut, das am Standort des zuvor abgetragenen Kesselhauses entstehen sollte.
In Gedenken an jenes Kesselhaus übernahm das Büro den Namen kurzerhand für den Neubau. Dieser sieht 24 Wohnungen mit zweieinhalb Zimmern, acht Ateliers und einen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss vor. In den vier Obergeschossen finden je sechs Wohnungen Platz, von denen alle über einen Austritt zu den stirnseitigen Balkonen verfügen. Konstruiert wurde das Haus als Holz-Beton-Hybridbau auf einer Teilunterkellerung. Die Bruttogeschossfläche beträgt – ebenso wie die Grundstücksfläche – knapp 2.500 Quadratmeter.
Schaut man auf andere Entwürfe des Basler Büros – das bis vor Kurzem noch unter Harry Gugger Studio firmierte – lässt sich so manches Motiv wiederfinden. Ähnlich dem Wohnungsbau in Basel hat auch das Kesselhaus eine klar strukturierte Fassade mit stehenden Fensterformaten und betonten Simsen. Die gewellte, grüne Faserzementfassade erinnert derweil an den Bürobau in St. Gallen. Charmante neue Momente bieten bauchige Pfeiler und bewegliche Vorhänge an den weit auskragenden Balkonen.
Ob die Architekt*innen mit ihrem jüngsten Bau den Charakter des ehemaligen Industrieareals einfangen – wie es ihnen zum Beispiel beim Siloumbau in Basel gelungen ist – oder ob sie doch ein ganz eigenes Bild zeichnen, sei dahingestellt. Ein Zugewinn für die kleine Ortschaft ist der ambitionierte Bau aber sicher. Und der textile Sonnenschutz erinnert zumindest entfernt an das vergangene Programm des Areals. (tg)
Fotos: Daisuke Hirabayashi
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