Am nordöstlichen Rand von Barcelona erhebt sich zwischen Zeilenbauten und frei stehenden Hochhäusern ein anspruchsvoller sozialer Wohnungsbau von Peris+Toral Arquitectes (Barcelona). Das roh anmutende Gebäude ergänzt das Viertel El Besós i El Maresme, das im deutlichen Kontrast zum für Barcelona so charakteristischen Stadtteil Eixample steht. Die in den 1950er Jahren entwickelten Wohngebiete Sudoeste del Besòs und Maresme sollten Raum für Zuwander*innen aus dem Süden Spaniens bieten, der damals akut benötigt wurde.
Unter der Dringlichkeit dieses Bauvorhabens litt der Ausbau der Infrastruktur und die Integration des Viertels in das bestehende Stadtbild. Ein geringes Angebot von Dienstleistungen und öffentlichen Einrichtungen war etwa die Folge. Ab den 1980er Jahren begannen Bemühungen zur Verbesserung der städtischen Umgebung rund um den Fluss Besòs, die bis heute andauern. Nach wie vor liegen hier einige der sozial schwächsten Wohnviertel Kataloniens. Auch die diesjährige Manifesta 15 befasst sich unter dem Titel „Imagining the Future“ mit dieser Gegend. Teil des lang andauernden Erneuerungsprogramms war ebenso der Wettbewerb für den hier vorgestellten Wohnungsbau, den Peris+Toral 2016 gewinnen konnten.
Das Social Atrium genannte Gebäude soll den Defiziten des Viertels mit der Förderung von Gemeinschaft begegnen. Das elfgeschossige Haus bietet auf 6.140 Quadratmetern Bruttogrundfläche Platz für 54 Wohnungen, eine Mehrzweckhalle sowie Umkleideräume für die angrenzende Sportanlage. Der Baukörper besteht aus einem flacheren, vierstöckigen Teil und einem Turmvolumen. Im fünften und elften Stock brachten Peris+Toral jeweils eine gemeinschaftlich genutzte Terrasse unter. Mittig fügten sie zudem ein über fünf Geschosse reichendes Atrium als sozialen Treffpunkt ein. Es sorgt für Licht und Luftzirkulation im Haus und soll gleichzeitig als Klimapuffer der Wohnungen dienen. Eine Öffnung in der nordwestlichen Fassade ermöglicht die Frischluftversorgung des Atriums. Geschwungene Stege verbinden die Flure der Geschosse.
Die Grundrisse der Wohnungen sind relativ flexibel gestaltbar. Badezimmer und Küchen ordneten die Architekt*innen allesamt am Atrium an, wobei Lochmauerwerk aus handgefertigten Ziegelsteinen die Privatsphäre bewahren soll. Die Baukosten gibt das Büro mit 1.040 Euro pro Quadratmeter an, die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 5,4 Millionen Euro. Auftraggeber war das Patronat Municipal de l'Habitatge de Barcelona PMHB.
Mit ihrem 2021 fertigstellten Bau im Stadtteil Bon Pastor und dem im selben Jahr realisierten Holz-Geschossbau in Cornellà de Llobregat haben Peris+Toral nun bereits den dritten sozialen Wohnungsbau innerhalb weniger Jahre in Barcelona realisiert. Letzterer stand auf der Shortlist des Mies van der Rohe Award 2022. Dass Wohnungsbauten mit hohem sozial-ökologischen Anspruch in Barcelonas Peripherie seit einiger Zeit generell einen Aufschwung erleben, hat auch unsere Baunetzwoche#598 gezeigt. (pe)
Fotos: José Hevia
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