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03.08.2020

Brettsperrholz in Oslo

Wohnungsbau von Alliance Architecture Studio


Wie sehr Holz ein auch für städtische Bauten geeignetes Material ist, beweist einmal mehr ein Wohnungsbau in Grünerløkka, einem hippen und lebendigen Viertel Oslos. Der Entwurf stammt vom Osloer Büro Alliance Architecture Studio, das sich voll und ganz dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben hat. Vom Treibstoff der bei Abriss- und Bauarbeiten eingesetzten Maschinen, über autofreie Verkehrskonzepte bis hin zu Urban-Gardening auf dem Dachgarten finden eine Fülle von Aspekten einer zukuftsorientierten urban-ökologischen und auf Gemeinschaft basierenden Lebensweise Berücksichtigung.

Der fünfgeschossige Neubau schließt straßenseitig die Lücke einer Blockrandbebauung und umfasst ein weiteres Gebäude im Hinterhof. Um sich in den Maßstab der Umgebung einzufügen, wurde das Haupthaus zweiteilig ausformuliert. Der östliche Abschnitt bildet im Erdgeschoss einen Arkadenraum, bei dem westlichen hingegen bewirkt das obere Staffelgeschoss einen Sprung in der Baulinie. Die zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sollen von der Gestaltung profitieren: ein Café von den Arkaden als geschützter Außenbereich, ein Conceptstore von Schaufenstern direkt am Bürgersteig.

37 Wohneinheiten umfasst der Komplex, alle zwischen 40 und 92 Quadratmeter groß, die hofseitig über offene Laubengänge erschlossen werden. Die ein bis drei Zimmer großen Wohnungen sind im vorderen Trakt von der Straße zum Hof und im hinteren zwischen Ost und West durchgesteckt. Eine der Wohnungen steht den Bewohner*innen zudem als gemeinsames Gästeapartment zur Verfügung.

Die Konstruktion selbst besteht aus Brettsperrholz, das in den Innerräumen zugunsten des Raumklimas teilweise sichtbar belassen ist. Die straßenseitig gerasterte Fassade wurde mit nach der japanischen Shou Sugi Ban Methode verkohltem Holz verkleidet – ein natürlicher Prozess, der die Oberfläche ohne Zusatzstoffe dauerhaft versiegelt und für den Einsatz im urbanen Raum optimiert ist. Unterschiedlicher Typen von Lattungen unterstreichen die Gliederung des Gebäudes, zudem wird zwischen horizontalen und vertikalen Bauteilen differenziert. Im Gegensatz dazu wurde die Verkleidung der Hoffassaden nur hitzebehandelt mit dem Ziel einer durch Witterungseinfluss über die Zeit natürlich eintretenden Ergrauung.

Das Herz des Gebäudes aber bildet der Dachgarten, der sich über beide Bauteile erstreckt und allen Bewohner zur Verfügung steht. Er ist nicht nur Teil eines umfassenden Regenwassermanagements, sondern trägt auch substanziell zur Grünraumbilanz des hochurbanen Viertels bei. Ein Drittel des Dachgartens besteht aus Beeten, die ausreichend Erdmasse für dichte Bepflanzung und Baumbewuchs, aber auch für Gemüse und Kräuter bieten. Zudem ist er ein attraktiver Gemeinschaftsraum mit bester Aussicht über die Stadt, und in gewisser Weise auch in die Zukunft. (hn)

Fotos: Melissa Hegge


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