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03.05.2016

Schmales L

Wohnungsbau in Paris von Atelier Zündel Cristea


Eine Frage der Proportion: Die Pariser Architekten AZC Atelier Zündel Cristea haben kürzlich im 12. Arrondissement am rechten Ufer der Seine den Wohnungsbau Résidence Planchette fertiggestellt, der sich passgenau auf dem 2.000 Quadratmeter großen Areal zwischen die bestehenden Nachbarbauten einfügt. Das zweigeschossige Eckhaus an der Rue de Charenton / Ruelle de la Planchette wird seit kurzem von zwei fünfgeschossigen schmalen Häusern umarmt, die in einem hellen Grau zwischen den typischen Pariser Altbauten hervorstrahlen.
 
Der Neubau mit 26 Wohneinheiten füllt den Platz einer einstigen Passage, die 1789 an gleicher Stelle gebaut wurde. Speziell als Zuhause für Senioren und ältere Menschen mit Behinderungen geplant, beinhaltet er individuelle Apartements, Gemeinschaftsbereiche und Räume zur medizinischen Versorgung. Angesichts der angespannten Pariser Immobilienlage sowie des historischen Umfelds war diese Planung für das Team von Grégoire Zündel und Irina Cristea kein Spaziergang: Mehrere Jahre mussten die Architekten durchhalten, bis das komplexe Baurecht und die Abstimmung mit der Nachbarschaft und den Behörden der Stadtplanung verhandelt waren; insgesamt sieben Jahre habe es gedauert, bis das Projekt realisiert war, erinnern sich die Architekten.

Bei den Abmessungen in Länge, Breite und Gebäudehöhe blieb dabei kaum Spielraum, schließlich gaben die Richtlinien so gut wie alles vor. Dass die nacktgrauen Brandwände die prominente Ecksituation so dominieren, basiert also nicht auf dem Entwurf der Architekten, sondern vielmehr an dem Eigentümer der zweigeschossigen Eckbebauung, der partout nicht verkaufen wollte. Für das Grundstück, das in seiner Form an ein Bajonett erinnere, entwickelten AZC deshalb ein eigenwillig gestaffeltes Volumen, das sich einerseits an den benachbarten Traufhöhen orientiert, dann wiederum diese auch bewusst bricht. Und wer direkt vor dem schmalen Eingang an der Rue de Charenton steht, wird kaum das wahre Ausmaß dieses Wohnensembles vermuten.

Während die Fassade zur Straßenseite hin mit hellen, widerstandsfähigen Betonplatten eher neutral und zeitlos wirken soll, haben die Architekten für die inneren Patios bewusst ein anderes Material gewählt. Hier sind die Wände mit wartungsfreiem Lärchenholz verkleidet, das für eine wohnliche Atmosphäre sorgen soll. Die Patios orientieren sich dabei an japanischen Vorbildern: Sie sind als Orte der Kontemplation angelegt und dürften für das altersgerecht geplante Wohnhaus in direkter Nähe des Gare de Paris-Bercy sicherlich ein wenig Ruhe versprechen.

Fotos: Sergio Grazia


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