Werkswohnungen, das klingt irgendwie nach 19. Jahrhundert, nach den Siedlungen von Siemens oder AEG, nach lebenslangen Beziehungen zu einem einzigen Arbeitgeber. Heutzutage, wo nicht wenige Menschen alle zwei bis drei Jahre ihren Job wechseln, scheint diese Konzept etwas aus der Zeit gefallen. Wären da nicht die extremen Wohnungsmarktentwicklungen in den Großstädten ebenso wie die anhaltenden Engpässe auf dem Arbeitsmarkt. Auf der Suche nach Mitarbeiter*innen sind leistbare Wohnungen inzwischen ein wichtiger Faktor. In München haben nun Superblock aus Wien ein Quartiersbaustein für die Stadtwerke München fertiggestellt.
Der Neubau an der Hanauer Straße resultiert aus einem Wettbewerb im Jahr 2014. Auf einem Grundstück der Stadtwerke sind rund 120 Wohneinheiten mit einer Bruttogrundfläche von 18.700 Quadratmetern entstanden. Für die Freiraumplanung verantwortlich waren YEWO Landscapes, ebenfalls aus Wien. Wie in der Natur der Sache gelegen, werden die Bewohner*innen auf die Vegetation allerdings noch ein bisschen warten müssen. Angesichts der aktuellen Hitzewelle braucht es ein gewisses Abstraktionsvermögen, um im grellen Licht der Fotos nicht gleich eine klimatische Herausforderung für die Architektur zu sehen.
Der L-förmige, insgesamt achtgeschossige Riegel grenzt direkt an den im letzten Jahr fertiggestellten Busbetriebshofs Hybrid M von JSWD Architekten und dem Büro Planungxgruppe. Dem höheren Teil mit integriertem Parkhaus ist ein dreigeschossiger Sockel mit privaten Außenräumen im Erdgeschoss vorgeschoben. Beide Teile münden wiederum in einen Kopfbau im Blockinneren mit ebenfalls acht Stockwerken. Erschlossen wird das Haus durch eine größtenteils zweigeschossige innenliegende Straße über die gesamte Länge hinweg. Diese ist über mehrere Zugänge erreichbar.
Das differenzierte Volumen ermöglicht drei Grundtypen von Wohnungen: Laubengangeinheiten, Sockel-Maisonetten und Apartments in Ost- oder West-Orientierung. Die Größen reichen von 43 bis 125 Quadratmeter. Loggien mit beweglichen Sonnenschutzpaneelen geben dabei auch in den oberen Geschossen jeder Wohnung einen privaten Außenraum. Auf dem Dach des Sockels befindet sich außerdem noch ein Gemeinschaftsgarten, anmietbare Hobbyräume gibt es ebenfalls. Darüber hinaus sorgen noch einige Gewerbeeinheiten für die Integration des Riegels ins Quartier.
Für die Stadtwerke München ist die Fertigstellung ein weiterer Schritt auf dem Weg zu ihrem Ziel, bis 2030 rund 3.000 Werkswohnungen zu Preisen am unteren Ende des Mietspiegels anbieten zu können. Ende letzten Jahres war ein Wohnprojekt von LAUX Architekten fertiggeworden, an der Hanauer Straße sind weitere Bauten geplant. (sb)
Fotos: Oliver Heissner