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12.10.2020

Dialog auf Holzplanken

Wohnungsbau in Mannheim von motorlab


Die ehemaligen Turley Barracks der US-Armee sind Mannheims einzige innerstädtische Konversionsfläche. Im vergangenen Jahr erregte dort die Vergabe von Baufeldern einigen Ärger, auch die Entwicklung des Quartiersplatzes stockt. Es gibt aber auch erfreuliche Neuigkeiten vom Gelände in der Neckarstadt-Ost. Das Mannheimer Büro motorlab konnte hier kürzlich ein Wohn- und Geschäftshaus fertigstellen, das sich durch räumliche Vielfalt auszeichnet. Das Besondere: Der Neubau entstand für die Motor Real Estat-Gesellschaft, die von motorlab-Mitinhaber Peter Bender zusammen mit dem Immobilienökonom Jan Papenhagen gegründet wurde. Die Bauträgerschaft blieb also in Architektenhand, was mehr Gestaltungsspielraum und weniger Kompromisse verspricht.

Evergreen
nennen die Verfasser das Bauwerk, das mit seinem Namen Erinnerungen an das popkulturelle amerikanische Erbe evozieren soll. Ihr Angebot wendet sich an Eigentümer*innen aller Generationen: Penthäuser und Etagenwohnungen gibt es, zweigeschossige „Townhouses“ mit eigenen Gärten oder kleine Appartements – Singles, Familien oder Senioren finden hier also Platz. Im Erd- und im erstem Obergeschoss gibt es außerdem Büroflächen. Alle Räume sind möglichst unverbaut, die Aufteilung bleibt flexibel. Der Projektname bezieht sich darüber hinaus auf das Energiekonzept, das hohe Anteile regenerativer Quellen einbezieht. Das Gebäude wurde bereits von der Architektenkammer Baden-Württemberg und dem BDA Mannheim ausgezeichnet. Hier ist also eine Architektur entstanden, die sich als Diskussionsbeitrag für die eben erst gegründete Mannheimer Baukulturinitiative MOFA eignet.

Strukturell ist das Evergreen als Betonskelett konzipiert, mit Stützen im quadratischen Raster von 5,40 Meter. Ein zentraler Treppenhauskern, in den die Aufzugsanlage integriert ist, dient der Aussteifung, auch eine Tiefgarage gibt es. Die monolithisch gegossenen Betondecken kragen dabei weit aus und machen so Platz für tiefe, mit Holzplanken belegte Balkone – zumindest visuell, denn konstruktiv sind letztere eigenständig. Auschnitte erlauben auch in der Vertikalen einen entspannten Dialog. Durch optionale Schiebelementen können die umlaufenden Freiflächen in Wintergärten verwandelt werden. Licht ins Innere kommt wiederum durch geschosshohe Holzfenster, die in eine naturbelassene Lärchenholzfassade aus hochgedämmten Holzrahmenbauelementen integriert sind.

Holz als ästhetisch definierendes Baumaterial ist übrigens nichts Neues in der Nachbarschaft, zumindest wenn man ein paar Jahre zurückgeht: Der Herzogenriedpark mit Frei Ottos Multihalle befindet sich nur wenige hundert Meter entfernt. (kms)

Fotos: Werner Huthmacher


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