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18.03.2025
Zwölf Fenster, sechs Studios
Wohnungsbau in Buenos Aires
Colegiales liegt im Norden von Buenos Aires und zählt zu den grünsten Stadtteilen der argentinischen Hauptstadt. Seit den späten 1990er-Jahren sind neben den historischen, niedrigen Häusern des Viertels mehrgeschossige Wohnbauten entstanden, und auch ein paar hippe Cafés dazugekommen. In dieser heterogenen Umgebung realisierten Juan Campanini - Josefina Sposito (Buenos Aires) ein kleines, feines Wohngebäude mit sechs Einzimmerwohnungen.
Hinter einer geriffelten Metallfassade verbirgt sich das viergeschossige Gebäude, eingefügt zwischen zwei niedrigeren Bestandsbauten. Die geschickte Setzung des Volumens wird erst sichtbar, wenn man durch das Garagentor oder die Eingangstür tritt: Hier öffnet sich ein Luftraum, denn die Erdgeschossfassade schließt zwar bündig an die Nachbarn an, das eigentliche Haus aber setzten die Architekt*innen zurück. Ebenerdig wurde so ein halboffener Raum möglich, der lediglich den Erschließungskern aufnimmt und rückwärtig in einen kleinen Garten übergeht.
Von dort erreicht man über eine schlichte, außenliegende Treppe aus Beton die drei oberen Etagen, die jeweils zwei Wohnungen umfassen. Eine kleine Terrasse bildet den Eingangsbereich jeder Einheit und dient gleichzeitig als Pufferraum zwischen innen und außen. Akzente setzen Campanini und Sposito mit perforierten Elementen in kräftigem Hellblau, die den Eingang vom offenen Treppenhaus abtrennen. Im Inneren werden die durchgesteckten Wohnungen durch einen gemeinsamen Funktionskern zoniert.
Die Fassade besteht aus dünnen, eloxierten Aluminiumplatten, die den leichten Charakter des Gebäudes betonen. Von der Seite betrachtet, soll diese Verkleidung wie ein Schleier wirken, so die Architekt*innen. Das Dach bietet zwei durch eine Wand getrennte Terrassen – jeweils so groß wie die darunterliegenden Wohnungen. Ein schmaler begrünter Streifen schafft dort oben Distanz zwischen Terrassen und Straßenraum.
Entwickelt wurde das Projekt über ein sogenanntes fideicomiso, ein Treuhandmodell, bei dem sich kleine Gruppen aus der Mittelschicht zusammentun, um in Wohngebäude zu investieren. Ein Vorteil sei gewesen, dass nicht nur die Eigentümer*innen an jeder Phase beteiligt gewesen waren – vom Grundstückskauf über die Planung bis hin zur Realisierung. Auch für die Architekt*innen habe das Modell weniger bürokratische Hürden und mehr Einfluss auf Gestaltung und Umsetzung bedeutet. Das Projekt war 2024 unter den Finalisten des Mies Crown Hall Americas Prize in der Kategorie Emerge, die die Werke junger Architekt*innen würdigt. (dsm)
Fotos: Javier Agustín Rojas
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Mehr Fachwissen zu Aluminiumfassaden gibt es bei BauNetz Wissen.
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