Das nennt man echte Nachbarschaft. Direkt neben dem Studentenwohnheim in Bassin à flot von GARDERA-D (Paris) wurde kürzlich ein Wohnungsbau von Mateo Arquitectura (Barcelona) fertig gestellt. Damit lohnt einmal mehr der Blick in das Areal im Norden von Bordeaux, das früher von Hafenanlagen und Industrie geprägt war und momentan in schnellen Schritten zu einem Wohngebiet entwickelt wird. Doch die beiden Bauten liegen nicht nur dicht beieinander, sie korrespondieren auch konzeptionell und formal. In beiden Fällen geht es um Wohnen, um einen zentralen, begrünten Hof auf der Ebene des zweiten Obergeschosses und um eine Ausrichtung der gesamten Anlage nach Südwesten, zur Wasserfläche des ehemaligen Docks.
Bei beiden Projekten liegt außerdem die zweigeschossige Parkgarage in der Mitte des Baukörpers, also direkt unterhalb des Innenhofs. Ausschlaggebend ist hierfür der hohe Grundwasserspiegel, der dazu zwang, auf ein Untergeschoss zu verzichten. Um diesen massiven Block mit den Stellplätzen liegen Maisonetten. Ab dem zweiten Obergeschoss erheben sich schließlich drei eigenständige Baukörper: Ein langer, geknickter Riegel in glattem Sichtbeton, ein mit Metallpaneelen und Holz verkleideter „Turm“ mit fünf Geschossen über quadratischem Grundriss sowie ein kleiner, flach gehaltener und ganz in Metall verkleideter Baukörper mit nur zwei Geschossen. Pultdächer mit hell verkleideten Holzfassaden setzen Akzente auf dem komplexen Gebilde, das eine deutliche Freude am Kombinieren architektonischer Formen und Materialien verrät. Diese Freude geht so weit, dass das Ergebnis fast ein wenig ins Unübersichtliche tendiert.
Nicht nur über die Metallpaneele, die in gleicher Form auch am Nachbarbau von GARDERA-D zu finden sind, sondern auch über die Gliederung – etwa die Betonrahmung der Maisonetten – werden die beiden nebeneinander liegenden Bauten zusammengehalten. In ihrem Streben nach kompositorischer Komplexität ähneln die zwei Projekte aber auch der Wohnbebauung Tam Tam von Beckmann N’Thépé (Paris), die ebenfalls direkt benachbart liegt. Wer sich für ambitioniertes, verdichtetes Wohnen in innerstädtischer Lage interessiert, wird um eine Studienreise nach Bordeaux bald nicht mehr herumkommen. (gh)
Fotos: Luc Boegly
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