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31.05.2024
Lücke mit Ausblick
Wohnungsbau in Berlin von Max Hacke und Leonhard Clemens
Auf einer Grundfläche von gerade einmal sechs mal neun Metern konnten Max Hacke und Leonhard Clemens (beide Berlin) im Februar dieses Jahres ein Wohnhaus fertigstellen, das eine Lücke in einem Berliner Hinterhof füllt. Inmitten der Gründerzeitbauten im Ortsteil Prenzlauer Berg wirkt das turmartige Volumen auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper. Dennoch schlägt das Hinterhaus 6x9 eine Brücke zwischen Alt und Neu. Dies eröffnet sich den Betrachter*innen jedoch nur aus der Luftperspektive. Denn erst diese offenbart die große, auf dem benachbarten Bestandsbau angelegte Dachterrasse, die über einen Steg mit dem neuen, kleinen Hinterhaus verbunden ist.
Die Architekten wollen das Hinterhaus 6x9 als Prototyp verstanden wissen, mit dem sie den Ansatz verfolgen, „kleinste städtische Restflächen nachhaltig zu bebauen“. Im Hinterhof im beliebten Bötzowviertel brachten sie auf den sieben Geschossen des Neubaus sieben kleine Wohnungen unter, die über eine Fläche von je 38 Quadratmetern verfügen. Zusätzlich bauten sie das Dachgeschoss des Bestandsbaus mit vier weiteren Einheiten aus, die zwischen 50 und 65 Quadratmeter groß sind. Drei davon besitzen einen direkten Zugang zur Dachterrasse. Die Terrasse sei kein verschwenderischer Luxus, sondern „das geschickte Auslegen der Berliner Bauordnung, die einen zweiten baulichen Rettungsweg über das Dach vorschreibt“, so die Architekten. Hieraus habe sich die Idee entwickelt, eine Fläche mit „gemeinschaftsbildenden Qualitäten für die Bewohner*innen des gesamten Hauses“ zu schaffen. Der Zugang erfolgt jedoch nur über den Neubau; einen direkten Zugang vom Treppenhaus des Altbaus zur Terrasse gibt es nicht.
In seiner reduzierten Materialität erinnert das Haus an die Schlichtheit des ebenfalls von Max Hacke sowie von Gustav Düsing entworfenen, vielfach ausgezeichneten Studierendenhauses in Braunschweig. Die schlichte, graue Putzfassade des schmalen Wohnturms kombinierten die Architekten mit einem skulptural anmutenden Treppenhaus, das sie mit weißem Wellblech verkleideten.
Im Inneren dominieren einfache, robuste Materialien. Die Einheiten im Hinterhaus verfügen je über ein Bad, eine Wohnküche, eine Schlafnische sowie einen fast sechs Quadratmeter großen und nach Süden ausgerichteten Balkon. In den neu geschaffenen Wohnungen im Vorderhaus sind die eingestellten Treppen raumprägend. Sie führen über eine Dachluke zur Terrasse und dienen gleichzeitig als raumtrennendes Element.
Ein besonderes Detail, das Hacke und Clemens ebenfalls als Prototyp verstanden wissen wollen, ist die Küchenzeile. In der Berliner Bauordnung für Mietwohnungen wird festgelegt, dass der Vermieter Spüle, Herd und Ofen zur Verfügung zu stellen hat. Hacke und Clemens entwarfen eine schlichte Variante aus Edelstahl, die von den Mieter*innen nach Belieben durch Standardmodule ergänzt werden kann. Eine höhenverstellbare Edelstahlstütze ermöglicht den Einsatz auch in anderen Wohnungen.
Die Baukosten für das Projekt mit einer Bruttogrundfläche von 750 Quadratmetern werden mit zwei Millionen Euro angegeben. Hacke und Clemens übernahmen die Leistungsphasen 1–5, das Büro Rautenbach Architekten aus Berlin zeichnet für die Bauleitung verantwortlich. (dsm)
Fotos: Max Hacke, Leonhard Clemens
Zum Thema:
Ebenfalls in einem Hinterhof im Prenzlauer Berg konnten Appels Architekten aus Zürich eine Nachverdichtung realisieren.
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