Die Stadt Brescia in der Lombardei und ihr Umland gelten als drittgrößte italienische Industrieregion. Wie überall gibt es auch hier einen erheblichen Strukturwandel. Westlich des historischen Stadtzentrums sind im größeren Stile Industrieflächen freigeworden. Hier ist ein Wohnungsbauprojekt im Entstehen, das sich diese Freiflächen aneignet, sie teils bebaut und teils frei lässt. Zu berichten ist von zwei 2013 und 2014 fertiggestellten Wohnhausgruppen des Büros 5+1AA Alfonso Femia Gianluca Peluffo (Genua, Paris) an der Viale Italia. Weitere Bauten an der Via Eritrea sollen folgen.
Fabrikmauern, alte Shedhallen, Brachen: So sieht es in weiten Teilen dieses citynahen Gebietes noch aus, das von einem neuen, untertunnelten Einkaufszentrum von der Altstadt abgetrennt ist. Die Neubauten der Architekten bringen hier eine Wimmelbild-Ästhetik ins Quartier: Holzlatten, glänzende Keramikfliesen und bunter Fassadenputz sind die Mittel, Kleinteiligkeit das Programm. Wohnen soll nach Wohnen aussehen.
Der Entwurf setzt sich mit dem Gegensatz zwischen dem dichten Gewebe der alten Stadt und der urbanen Fragmentierung weiter außen auseinander. Hohe Durchlässigkeit in Ost-West-Richtung soll vielfältige Verbindungen zum historischen Stadtzentrum herstellen. Im Zentrum der Anlage entsteht eine große „Leere“ als gestalteter öffentlicher Park. Die Erdgeschosszonen der Bauten haben Öffnungen, die Durchblick und Durchgang ins das Innere des Blockes ermöglichen.
Die Stadtfassaden der Häuser sind geschlossen und monolithisch mit punktuellen Durchbrüchen gestaltet und bieten eine klassische Dreiteilung mit „Sockel, Schaft und Krone“, während die Gebäude zum inneren Park hin die kleinteiligeren, intimeren Dimensionen des Wohnens aufzeigen soll. (-tze)
Fotos: Luc Boegly, Ernesta Caviola
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slumdog, yes i am. | 28.09.2014 12:49 Uhrzeitgeist
kleinteiligkeit (...rein äüßerlich) ist ja beim wohnungsbau neuerdings wieder ganz schick geworden. ist das eine neue sehnsucht nach menschlichen dimensionen? ob in münster, berlin, rostock oder lübeck - jetzt fangen sogar die italiener damit an. warum macht man das? fürs auge? aus angst? eine kuschel-wohlfühl-architektur deren sinn - rein äußerlich - sich mir nicht erschließt... dann lieber las vegas... das ist wenigstens ehrlich. ...aber die fliesen sind mal echt geil...