Der einstige Gutsbetrieb Hammer im Schweizer Cham hat Geschichte: Er ist über 150 Jahre alt. Änderungen der Produktionsabläufe, Unwetter und Brände haben sein ursprüngliches vierteiliges Ensemble aus Wohnhaus und Stallungen zu einem großen Gebäudekomplex wachsen lassen. Den baulichen Veränderungen, die sich in dieser alten Hofanlage eingeschrieben haben, schließen sich EM2N Architekten mit ihrer Umnutzung an. Von 2011 bis 2014 haben sie auf dem Gut 36 Wohnungen geschaffen. Zusätzlich sind 1.500 Quadratmeter für Atelier- und Büroflächen entstanden.
Nicht mit starken Brüchen, sondern durch sanftes Hinzufügen und Verstärken hat das Zürcher Büro den Gutshof umgewandelt. Weiterhin, so wie über die vergangenen Jahrzehnte entwickelt, sind alle Bauten des nun zehnteiligen Ensembles orthogonal zueinander angelegt. Innerhalb dieser strikten Komposition haben EM2N einiges beibehalten, anderes ersetzt und neues hinzugefügt. Mit diesem Entwurfskonzept für das Hammergut konnte das Team von Mathias Müller und Daniel Niggli 2005 den Wettbewerb für sich entscheiden. Die Baukosten werden mit 27 Millionen Schweizer Franken angegeben.
Das historische Zentrum der Anlage, das Verwalterhaus, wurde weitestmöglich in seinem ursprünglichen Zustand belassen. Um diesen Riegelbau herum gruppieren sich verschiedene historische Scheunen- und Betriebsgebäude sowie ein einfaches Angestelltenhaus. Setzung, Volumetrie und Materialien dieser bestehenden Einheiten sind geblieben.
Die ehemalige Verwaltung nimmt nun zwei Wohnungen auf, ist aber auch als Großwohnung nutzbar. Scheune und Kälberstall werden zu Atelier- und Büroräumen. Diese haben EM2N über offenfugige, filterartige Holzverschalungen belichtet. Oberlichter, wie sonst häufig bei derartigen Umnutzungen, mussten nicht eingefügt werden.
Die Typologie der Neubauten lehnt sich an die vorhandene Struktur an. Jeder dieser Bauten unterschiedlicher Volumina verfügt über einen eigenen Grundriss. In ihren architektonischen Motiven und Maßen greifen die Neubauten das Bestehende auf – Dachformen, Traufhöhen, diverse Formen der Holzverschalung. „Ein Katalog unterschiedlicher Körnigkeiten“, soll das Gebäudeensemble laut den Architekten sein. „Körner“ aus alten und neuen Bautechniken, könnte man sagen. (sj)
Fotos: Simon Menges, Roger Frei
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Alm Oeli | 13.01.2015 19:57 UhrClean Ex
klar, schon sauber durchgearbeitet. saubere details, gutes grundgerüst als konzept usw. und trotzdem fehlt dem ganzen etwas. der feingeist? die würde? oder sogar die seele? das ganze sieht so aus, als sei die patina und die geschichte des hofes mit dem kehrbesen beseitigt worden. überambitioniert und porentief rein. beim weiterbauen muss man scheunen nicht konservieren, nur damit bewohner weiß, das einst kuh und sau in ihr wohnten... ist es dann dem städtebau und dem landschaftbild verschuldet, das formen und farbe so geraten sind wie aussehen? dann aber beißt sich moderne und geschichte an den funktionalen anforderungen des raumes und ihren tatsächlichen bestimmungen... ein hof, der keiner mehr sein soll ist auch kein hof. ...ok, ok, allem in allem interessant - aber kitschig.