Der Gegensatz zwischen dem luftigen Glasturm und den um 1910 herum entstandenen Backsteinbauten der Umgebung könnte kaum größer sein: Als Höhepunkt eines neuen Wohnquartiers in Eindhoven bezeichnen Wiel Arets Architects (Maastricht, Amsterdam, Zürich) ihr gerade fertig gestelltes Wohnhochhaus. Es ragt unübersehbar aus den geduckten Arbeiterhäuschen des ehemaligen Industriestandorts heraus dient als Wahrzeichen des verwandelten Gebiets.
Angesichts des so greifbaren Kontrastes sprechen die Architekten von einer Neuinterpretation der örtlichen Industrie-Fassaden in Glas und Aluminium. Auch die Wohntypologie ist für die Gegend neu, denn die Apartments bieten mit Pförtnerloge, Leseraum und Gästezimmern eher den Charakter eines Hotels. 110 Wohnungen sind auf 22 Stockwerke verteilt, weitere 36 auf die zehn Geschosse eines ebenfalls neuen Nachbargebäudes.
Der Turm steht auf einem Eckgrundstück. An der Ostseite ist die Fassade zurückversetzt, um eine vollständige Durchfensterung zu ermöglichen. Das Erdgeschoss hingegen springt nach Süden etwas hervor und bildet ein Tor zu dem nichtöffentlichen Hof. Das Foyer des Turms ist einen knappen Meter vom Straßenniveau abgehoben, um den privaten Charakter des Baus zu betonen. Bodentiefe Fenster lassen viel Licht in die Lobby und die Wohnungen.
Im Sockelgeschoss sind die Scheiben unregelmäßig mit Punkten bedruckt – mit etwas Abstand soll das wie wehende Vorhänge wirken. Die Sonnenschutzelemente der übrigen Geschosse verursachen Licht- und Schattenspiele an der Fassade und im Inneren. Jede Wohnung hat einen Balkon; sie sind an den Ecken des Gebäudes versetzt angeordnet und bringen zusammen mit den leicht gezackten und vorstehenden Bodenplatten Bewegung in die Ansicht.
Fotos: Jan Bitter
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
1
Oli | 13.11.2013 16:17 Uhrnüchtern
So nüchtern wie der Artikel das Gebäude beschreibt, ist das Gebäude, zumindest die Fassade selber. Obwohl eigentlich noch viel weniger. Um den Begriff "nüchtern" nicht ins unverdient negative zu ziehen, sollte hier gewählt werden: gähnend langweilig und einfallslos. Und bitte die geknickten Deckenauskragungen und die Alvar-Aalto-Vasen-Stützen nicht als gekonnt hinstellen.
Mal eine Frage an alle Das-Wohnhaus-gehört-nicht-hierher-sondern-in-Schöner-Wohnen-Kritiker: Ist dieses Projekt dann nicht auch fehl am Platz? Bitte um Aufklärung.