London wird von viktorianischen Eisenbahnviadukten durchzogen. Sie dominieren und trennen ganze Stadtviertel. Rund 10.000 Bögen bilden die Trassen und Räume; letztere sind jetzt in postindustrieller Zeit oft verlassen verursachen so (auch) zentrumsnahe Brachflächen.
Das Londoner Büro Undercurrent Architects geht dagegen an: Die Architekten haben ihr Wohn-Büro in einem der Bögen eingerichtet und damit einen Prototyp zur deren Umnutzung hergestellt, der Schule machen soll. Die Herausforderungen sind groß. Denn die „Grundstücke“ sind nicht nur eng, sondern die Räume auch vom Licht und Ausblicken abgeschottet. Hinzu kommen die Lärmkulisse und die Vibrationen durch den Zugverkehr.
Vor den Bogen und die Trasse haben die Architekten einen schmalen blattförmigen Bau aus dünnen rostigen Stahlplatten gesetzt, die den Lärm abschirmen. Schlitze in den Wänden und dem Dach dieser Kapsel lassen Licht hinein, auch bis tief ins Innere des Bogens. Umgekehrt sind nun Blicke in den Himmel und auf die umgebende Vegetation möglich. Die Stahlschale trägt die Lasten des Gebäudes und ist zum weiteren Lärmschutz mit mehren geräuschdämpfenden Schichten wie ein Sandwich aufgebaut.
Das gesamte Gebäude ist wegen der Vibrationen vom Viadukt abgekoppelt. Es steht auf einem Fundament aus Gummi.
Mit dem rauhem Material möchten die Planer den Bezug zum industriell geprägten Charakter der Gegend aufnehmen. Das Innere ist in Weiß und mit Holz gestaltet – es entsteht eine helle, freundliche Privat- und Arbeitsatmosphäre. Die Architekten hoffen, mit diesem voll funktionsfähigen 1:1-Modell einen Impuls für die Umnutzung weiterer Viadukt-Abschnitte zu geben.
Fotos: Candice Lake
Auf Karte zeigen:
Google Maps