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30.08.2023
Immerwährende Transformation
Wohnstudio-Umbau von inN arquitectura in Andalusien
Zu den vielen Vorteilen des Bauens im Bestand gehört neben ökologischen Aspekten auch, dass die vorhandenen räumlichen Charakteristika oftmals zu ungewöhnlichen Lösungen führen. Umso mehr gilt dies, wenn ein Haus über die Jahrhunderte weiterentwickelt wurde. In einer kleinen Gemeinde namens Galaroza in Andalusien haben inN arquitectura ihr Studio ebenso wie ihre Wohnung unter ein und demselben Dach eingerichtet. Auch Raum für öffentliche Veranstaltungen gibt es.
Galaroza ist ein kleines Bergdorf nördlich von Huelva an der Grenze zu Portugal. Der neue Sitz von inN arquitectura ist im Ort als La Posada, als Gasthaus bekannt. Es gilt als ältestes Gebäude von Galaroza und war zuletzt vor rund dreißig Jahren gesichert und zu einem Ferienhaus umgebaut worden. Hinter weiß getünchten Mauern verfügt es über eine erstaunlich komplexe Raumfolge, die aufgrund der Hanglage des Hauses im Kellergeschoss beginnt. Zwei parallel angeordnete, langgezogene Räume gibt es hier, die als Kino ebenso wie als Ausstellungsfläche dienen können.
Interessant wird es aber vor allem in den beiden oberen Geschossen, wo die Architekt*innen um Carlos Gómez Sos eine ungewöhnliche Entscheidung bezüglich des Raumprogramms trafen. Anstatt – wie es vielleicht naheliegend gewesen wäre – das öffentlichere Studio ebenerdig und darüber die privatere Wohnung anzuordnen, kehrten sie die Nutzungszuordnung um: Mit direktem Zugang zum Garten wird gewohnt und darüber dann gearbeitet. Begünstigt wurde diese Aufteilung aber auch durch die steile Topografie, dank derer das Haus noch einen zweiten Zugang hat. Über eine Treppe erreicht man von außen direkt das Studio. Dank eines nutzungsoffenen Vorraums bleibt zudem die Privatheit der Wohnung erhalten.
Mit der Trennung von Leben und Arbeiten nehmen es die Architekt*innen nach eigener Aussage aber ohnehin nicht so genau. Davon zeugen auch weitere räumliche Bezüge zwischen den Etagen, die bis ins offene Dach hinaufreichen. Es gehe darum, einen eigenen Rhythmus mit dem Gebäude zu finden, was auch künftige Anpassungen der Nutzungen beinhalten könne.
In gestalterischer Hinsicht gefällt das Projekt ebenfalls durch eine gewisse Vielschichtigkeit. Einerseits wären da natürlich viele alte Flächen und Bauteile des Bestands zu nennen, die andererseits aber auch ohne Scheu überarbeitet und teils sogar ab- und anders wieder zusammengesetzt wurden. Hinzu kommen neue Einbauten aus Holz sowie eine neue Dachkonstruktion. In den oberen Geschossen wurden außerdem auch Wände entfernt oder versetzt. Auch die innenliegende Treppe ins Studio ist neu, das Obergeschoss erreichte man früher nur über außenliegende Stufen im terrassierten Garten.
Rund fünf Jahre dauerte die jüngste Metamorphose des alten Gemäuers, was natürlich nicht viel ist angesichts der rund 700-Jährigen Geschichte des früheren Gasthofs. In diesem Sinne sehen sich die Architekt*innen auch nur als temporäre Hüter*innen, bevor sie es eines Tages weitergeben werden. (sb)
Fotos: Manolo Espaliú
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