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26.06.2020

Geschlämmt in Rosé

Wohnquartier in Münster von MS Plus


Das Kreuzviertel ist eines der beliebtesten, aber auch hochpreisigsten Wohnviertel Münsters. Im Zweiten Weltkrieg wurde es weniger stark getroffen als die zu 91 Prozent zerstörte Innenstadt und ist daher bis heute von der höchsten Quote an Altbauten aus dem 19. Jahrhundert geprägt. 

Für das am Rande des Viertels gelegene 2.800 Quadratmeter große Grundstück an der Ecke Friesenring und Martin-Luther-Straße, das ursprünglich vom ikonischen Bau der 2007 profanierten und 2012 an die Münsteraner Wohn+Stadtbau GmbH verkauften evangelischen Versöhnungskirche besetzt war, wurde 2016 ein Wettbewerb ausgeschrieben, der bezahlbares Wohnen im Kreuzviertel möglich machen sollte. 

Der Apostelgemeinde war der Unterhalt des maroden Kirchengebäudes zu kostspielig geworden, außerdem gab es Asbest in dem 1960er Jahre Bau. Gewonnen hat den Wettbewerb das junge Münsteraner Büro MS Plus Architekten, das seit 2011 von Stephanie Bücker, Maike Holling und Sielke Schwager geführt wird. Das vom städtischen Wohnungsunternehmen beauftragte Wohnquartier ist ihr bis dato größtes realisiertes Projekt.

Das neue Ensemble schafft bei 5,5 Millionen Euro Baukosten 33 Wohnungen zwischen 40 und 115 Quadratmetern, davon sind zehn Einheiten öffentlich gefördert, und sollen so auch für Studenten, Singles, Senioren und junge Familien bezahlbar sein. Die Wohntypologie reicht von Geschosswohnungen über integrierte Stadthäuser mit mehrgeschossigen Wohnungen bis hin zu Doppelhaushälften. Ein lärmgeschützter Hofraum bildet das Zentrum des Quartiers, er schließt an die kleinen privaten Gärten und Freisitze der Erdgeschosswohnungen an und bietet eine Spiel- und Begegnungsstätte für alle Bewohner. Die bestehenden großen Bäume auf dem ehemaligen Kirchengrundstück wurden erhalten und tragen nun maßgeblich zur Atmosphäre im Ensemble bei.

Die hell geschlämmten Ziegelfassaden sollen mit ihrer reliefartigen Struktur sowohl die Ornamentik der Versöhnungskirche reminiszieren, als auch die vorherrschende Farbigkeit der benachbarten Punkthochhäuser fortführen. Die zweischalige Außenwandkonstruktion musste zur nördlich verlaufenden Ringstraße hin den erhöhten Schallschutzanforderungen gerecht werden. Diese galt es mit der hoch wärmegedämmten Gebäudehülle und den Standards zur Hausbewirtschaftung in Einklang zu bringen. Im Sinne des energiesparenden Bauens erfolgt die Belüftung der Wohnungen einschließlich der Tiefgarage über passive Systeme. (tl)

Fotos: Roland Borgmann



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