Vor genau zehn Jahren stellte die Stadt Bern ein unbebautes Areal im westlichen Stadtteil Hollingen aus ihrem Eigentum zur Verfügung, um darauf Wohnungen und einen Stadtteilpark entwickeln zu lassen. 2016 folgte eine Ausschreibung der Immobilien Stadt Bern, die sich an Teams aus Planer*innen und gemeinnützigen Investor*innen richtete. Gesucht wurde eine Gemeinschaft, die neben der Planung auch die Finanzierung und den Betrieb der Wohnanlage übernimmt.
Aus den zehn eingegangenen Beiträgen setzte sich die Idee der Huebergass durch, die heute von der gleichnamigen WBG Huebergass betrieben wird. Das ortsansässige Büro GWJ Architektur plante den Wohnkomplex in Zusammenarbeit mit Soziologe Martin Beutler. Für die Landschaftsgestaltung des Quartiers und des angrenzenden Parks zeichnen ORT für Landschaftsarchitektur (Zürich) verantwortlich.
Das inzwischen bezogene, kleine Quartier besteht aus fünf Baukörpern, die den zentralen Freiraum der namensgebenden Huebergass definieren. Es spricht mit einer Vielzahl an Vier- und Fünfzimmerwohnungen in erster Linie Familien an. In größeren Clusterwohnungen mit bis zu acht Zimmern sind auch andere Konstellationen möglich. Im Vorfeld wurde ein Bedarf von 25 Quadratmetern Wohnfläche pro Person kalkuliert, um den Mietpreis möglichst gering zu halten. Insgesamt umfasst das Projekt 103 Wohnungen, Gästezimmer und ein Café mit mietbarem Veranstaltungsraum.
Die Planer*innen setzten bewusst auf eine möglichst repetitive Bauweise. Immer gleiche Fensteröffnungen und Raumgrößen sowie eine einfache Baukörperkubatur sollten Kosten sparen. Treppenaufgänge und private Balkone orientieren sich zur namensgebenden Gasse und sitzen in einer Holzkonstruktion dem einschaligen Mauerwerk vor. Dies soll einerseits den Austausch der Bewohner*innen fördern, dient aber auch dazu, das beheizte Gebäudevolumen möglichst gering zu halten.
Kurz nach dem Einzug entwickelten die Bewohner*innen Pflanzkonzepte für ausgewiesene Bereiche des öffentlichen Stadtteilparks. Dieser verfügt neben einer Liegewiese und Wasserflächen auch über Zonen, in denen sich die Vegetation ungehindert ausbreiten kann. Erklärtes Ziel der Landschaftsarchitekt*innen war es, möglichst wenig Fläche zu versiegeln. Die Investitionskosten der Huerbergass werden mit umgerechnet knapp 26 Millionen Euro angegeben, dabei beläuft sich die Bruttogrundfläche der Gebäude auf etwa 11.000 Quadratmeter. (tg)
Fotos: Susanne Goldschmid, Damian Poffet, Thomas Haug
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
grauweiss | 04.12.2024 19:29 Uhrzu 1
auch mir gefällt dieses projekt an diesem ort ausserordentlich gut, auch wenn ich mir nicht vorstellen möchte, darin zu wohnen.
allerdings kann ich mir diese art von architektur noch weniger am molkenmarkt, im historischen zentrum berlins, vorstellen. hier werden äpfel mit birnen verglichen.
zum glück haben petra kahlfeld und christoph mäckler etwas grossstädtischere vorstellungen, was am molkenmarkt architektonisch und städtebaulich sinnvoll ist.