Brüssel gilt europaweit als Vorbild, wenn es um die Transformation von Industriearealen geht. Dass sich Menschen zusammentun, ein Gewerbegrundstück kaufen und es zum gemeinsamen Wohnen herrichten, ist in der Stadt jedoch noch ein vergleichsweise junges Phänomen. Im Viertel Saint Gilles, zwischen der Rue de Hollande und der Rue d’Angleterre, hat das Brüsseler Büro Vanden Eeckhoudt-Creyf architectes ein solches Projekt geplant.
Das 84 Meter lange und nur 16,75 Meter breite Grundstück verläuft einmal quer durch den Block. In den vergangenen 100 Jahren war es mehrfach überformt worden, die Bauten stammen aus den Jahren 1875 bis 1972, zuletzt wurden sie überwiegend als Textillager genutzt. Die Planung verfolgte drei Ziele: Den Komplex für Licht und Grün zu öffnen, das konstruktive Potenzial mit seinen verschiedenen Raumgrößen auszunutzen und die historische Substanz zu erhalten.
Entstanden sind 15 Wohneinheiten zwischen 45 und 250 Quadratmetern Größe, zwei Büroeinheiten, ein Gemeinschaftsraum und 500 Quadratmeter Grünfläche, die zum Teil gemeinschaftlich genutzt wird. Auch der in Brüssel obligatorische Pkw-Stellplatz pro Wohneinheit ist untergekommen. Die Baugruppe besteht aus Familien mit kleinen Kindern, Paaren und Alleinerziehenden. Die Büroräume werden von Kreativen genutzt, das Architekturbüro hat hier ebenfalls seinen Sitz.
Für den Garten im Inneren, der allen Bewohner*innen zugängig ist, wurden einige Bauten abgerissen. Der Gemeinschaftsraum und die darüberliegenden Büroräume entstanden als Neubau. Neu sind auch die Dachaufbauten zu beiden Straßenseiten, die die jeweils gültigen Maximalhöhen ausnutzen und sich an der Nachbarbebauung orientieren. Der gewollte gestalterische Kontrast zwischen alt und neu ist an den vielen Stahldetails erkennbar, die dann schwarz lackiert oder roh belassen wurden und so wieder an die industrielle Vergangenheit erinnen.
Im neoklassischen Gebäude an der Rue d’Angleterre entstanden neun Wohnungen, im eher industriellen Betonbau an der Rue de Hollande sechs. Alle haben einen privaten Außenbereich. Baulich verbunden sind die beiden Wohnhäuser durch den Gemeinschaftsraum und die Büroräume der Architekt*innen. Die Projektkosten gibt das Büro mit 1,8 Millionen Euro an. Die Gesamtnutzfläche beträgt 3.080 Quadratmeter. (fm)
Fotos: Jeroen Verrecht
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Wow | 01.05.2024 15:00 UhrEinparken
Ja, die Stellplätze hätte man besser weggelassen und wie bei Vorbildprojekten, z.B. in Zürich, vertraglich festgelegt, dass auf einen privaten PKW verzichtet wird.
Nichts desto trotz würde ich gerne beobachten, wie es jemand schafft in die Längsparkplätze einzuparken, die sich laut Plan zwischen den Stützen befinden.