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31.01.2024
Doppeltes X am Rhein
Wohnkomplex von schneider+schumacher und bb22 architekten in Mainz
2003 entschied die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz, den Containerterminal am Zoll- und Binnenhafen in den nördlich gelegeneren Industriehafen Ingelheimer Aue zu verlegen. Das machte den Weg frei für die Planung des neuen Stadtquartiers Zollhafen Mainz. Auf dem 22 Hektar großen Gelände, das sich um das acht Hektar große Hafenbecken legt, entsteht seit 2010 ein gemischtes Stadtviertel mit 1.400 Wohnungen für 2.500 Menschen, 4.000 Büroarbeitsplätzen, Freizeitanlagen sowie Einrichtungen für Gastronomie und Kultur. Das Areal befindet sich im Eigentum der Zollhafen Mainz. Deren Gesellschafter wiederum sind die Stadtwerke Mainz und CA Immo.
Als „Signature-Gebäude“ des neuen Quartiers strahlt der vom Immobilienunternehmen Pandion beauftragte Wohnkomplex Pandion Doxx mit goldschimmernder Fassade. Er steht auf einem prominent gelegenen Vorsprung im Hafenbecken der Südmole und wurde von schneider+schumacher mit bb22 architekten + stadtplaner entworfen. Die beiden Frankfurter Büros hatten 2015 zusammen den Wettbewerb gewonnen. Um dem Gebäude einen markanten Auftritt zu verleihen, aber auch um möglichst vielen Wohnungen einen Blick über den Hafen zu ermöglichen, entschieden sich die Architekt*innen für einen außergewöhnlichen Grundriss: Zwei X-förmige Volumen reihen sich nahtlos aneinander. Diese Figur wird auch im Namen Doxx aufgegriffen, der zudem auf den Begriff des Hafendocks anspielt.
Das Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von 16.000 Quadratmetern beherbergt insgesamt 168 Eigentumswohnungen mit zwei bis fünf Zimmern. Sie liegen in den oberen vier Geschossen. Die Sockelzone, die Büros und Gastronomie aufnimmt, wurde hingegen durchlässig gestaltet, um die Anlage zu beleben. Hier sind die Volumen auf Straßenebene und im ersten Obergeschoss teilweise durchbrochen und aufgeständert, sodass sich Blickachsen und Wege ergeben. Zugleich entsteht ein Bezug zum Wasser, das den Bau auf drei Seiten umgibt. Erschlossen wird der Komplex über den großen, von umlaufenden Laubengängen gerahmten Innenhof an der Nahtstelle der beiden Baukörper. Abgerundete Ecken verleihen dem ganzen Ensemble eine organisch fließende Form.
Die Zollhafen Mainz Gesellschaft, die sich um die Quartiersentwicklung kümmert, spricht von einem „Leuchtturmprojekt für Mainz und die Region.“ Den Auftakt für das neue Stadtviertel im ehemaligen Hafen machte die 2007 eröffnete Kunsthalle, die in dem historischen Gebäude des alten Kesselhauses untergebracht ist. Dessen Architekt war Eduard Kreyßig, der den gesamten Zollhafen 1870 neu überplante und als Stadtbaumeister noch viele andere architektonische Wahrzeichen in Mainz schuf. Während des Zweiten Weltkrieges wurden allerdings viele Hafengebäude bei Bombenangriffen zerstört, so auch das alte Speichergebäude auf dem Vorsprung im Hafenbecken, wo sich heute das Doxx befindet.
Während die Südmole mittlerweile fast vollständig bebaut ist, sind die Bauarbeiten an der Nordmole noch im Gange. Unter anderem planen dort Sacker Architekten aus Freiburg und einzueins Architektur aus Wien zusammen mit dem Entwickler UBM das Hochhaus Timber Peak und das Quartier Timber View in Holz-Hybrid-Bauweise. Eine neue Fußgängerbrücke an der Hafeneinfahrt schafft eine Verbindung zwischen Nord- und Südmole. Das 10.000 Quadratmeter umfassende Rheinufer im Bereich des Zollhafens soll zur Freizeitanlage aus begrünten Stufen gestaltet werden. Für den Entwurf aller öffentlichen Freianlagen des neuen Quartiers zeichnet das Landschaftsarchitekturbüro SINAI (Berlin) verantwortlich.
Text: Martina Metzner
Fotos: Jörg Hempel, HG Esch, Zollhafen Mainz
Zum Thema:
Weitere Neubauten im Zollhafen stammen von Lorenzen Mayer Architekten (Rheinkai 500), Langhof | Studio für Architektur – Design (Südmole), Planungsgruppe Prof. Focht+Partner (Riverside), Römer Kögeler Partner Architekten (Hafenliebe), Molestina Architekten (Rheinallee IV), holger meyer architektur/caspar. (zuvor meyerschmitzmorkramer, Rheinallee V), Turkali Architekten (Hafenallee II), HPP Architekten (Hafeninsel II und III), meck architekten (Hafeninsel V) sowie MVRDV/morePlatz (ZigZag). Auch schneider+schumacher planen auf dem Areal noch eine Kita und eine Schulsporthalle.
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Zu den Baunetz Architekt*innen:
schneider+schumacher
bb22 architekten + stadtplaner
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