Was für Hamburg die HafenCity und für Berlin das Europaviertel ist für Wien die sogenannte Seestadt Aspern. Alle drei Areale gehören zu den größten Stadtentwicklungsprojekten Europas. In Wien entsteht am nordöstlichen Stadtrand um einen künstlichen See in einem Zeitraum von 20 Jahren ein neuer Stadtteil für 20.000 Bewohnerinnen und Bewohner. Gebaut wird seit 2009, nun gab es wieder neuen Zuwachs: Direkt am Seeufer — zwischen Janis-Joplin-Promenade und Simone-de-Beauvoir-Platz — wurde ein großer Stadtbaustein auf einem 28.000 Quadratmeter messenden Grundstück fertiggestellt. Der Entwurf stammt vom norwegischen Büro Helen & Hard (Stavanger/Oslo), das sich 2016 in einem dreistufigen Wettbewerbsverfahren durchgesetzt hatte. Als Bauträger traten das Österreichische Siedlungswerk ÖSW und die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte WBV-GP auf.
Das Programm für diesen Neubau war von Anfang an ambitioniert: Der Wohnungsbau macht den Hauptteil der drei Gebäudeflügel aus, die versetzt um einen Innenhof angeordnet sind. Jede Wohnung verfügt über einen eigenen Freibereich, entweder als Balkon oder als Terrasse ausgeführt. Durch die gestufte Gesamtform wird die gewaltige Größe des Gesamtvolumens ein wenig verträglicher über das Grundstück verteilt. Zu den Wohnungen gesellen sich eine Volkshochschule, Büro-, Gastronomie- und Gewerbeflächen sowie ein akademisches Gästehaus an der südwestlichen Gebäudeecke, das mit eigener Concierge, Lobby, Turnhalle, privater Bibliothek und Sauna 140 möblierte Apartments für Kurzzeitwohnen bereitstellt – die Universitäten hatten Bedarf an solchen Wohnungen für ihre Angestellten und deren Familien angemeldet.
Der Baukörper orientiert sich einerseits in Richtung See und Park im Norden, andererseits zur deutlich städtischeren Umgebung um den Simone-de-Beauvoir-Platz im Süden. Das Architektenteam stapelte das Programm so um den Innenhof, dass die höchsten Punkte der gestaffelten Silhouette an drei Ecken entstanden. Sie markieren auch die wichtigsten Eingänge: Hier liegen die sogenannten Magic Caves – mehrgeschossig verglaste Ausschnitte auf der Erdgeschossebene, die nach außen Orientierung geben und im Inneren angenehm offene Lobby-Bereiche schaffen sollen.
Im Kern ist der Bau eine Stahlbetonstruktur, deren Raster genügend Freiräume lässt, um verschiedenste Wohnungstypen oder andere Funktionen zuzulassen. Alle Wohnungen haben eine Raumhöhe von 2,70 Metern, außerdem wurde auf ein Maximum an Aussicht und eine gute Belichtung des Hofes geachtet. Die hinterlüftete Fassade besteht aus grau gebeiztem Holz. Auskragungen der horizontalen Deckenplatten aus Stahlbeton lassen an den Fassaden eine umlaufende, wiederkehrende Struktur entstehen, die außerdem Brandüberschlag verhindern und Schlagregen verringern soll. (fh)
Fotos: Kurt Hoerbst
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
5
Lars K | 28.07.2021 17:08 UhrBild 19 ...
Bild 19 häng ich mir an die Wand als Inbegriff einer total demoralisierenden Traurigkeit in modernen, ökologischen Wohnvierteln. Das ist ja un-fass-bar traurig. Das Haus ist okay, bei der geforderten Masse. Es tut, was es kann. Aber in diesem Umfeld kann sich ja gar nichts irgendwie sinnvoll oder positiv hervorheben.